Genial & einfach, das sind mir die liebsten Tools. Die ABC-Liste von Vera F. Birkenbihl gehört definitiv dazu. Ich stelle sie Seminaren und Workshops gerne als Methode vor. Fürs Schreiben am Buch waren sie wieder sehr wertvoll für mich. Ihr wollt wissen wie, dann lest weiter …
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Leichter schreiben • ABC-Liste & Co. erschien zuerst im Blog DoSchu.Com.
In diesem Beitrag stelle ich euch die Erfinderin der Methode vor, von der ich spreche. Dann geht es zu ihren coolen Kreativitäts-Techniken und sodann zu den Tipps fürs Bloggen oder Buchschreiben.
Inhalt Leichter schreiben • ABC-Liste & Co.
- Wer ist Vera F. Birkenbihl?
- Was ist Birkenbihls ‚Analografie‘?
- KaWa • KaGa
- Was ist die ABC-Liste von Vera F. Birkenbihl?
- Wie kann ich als Buchautor:in oder Blogger:in damit arbeiten?
- Links zu Vera F. Birkenbihl / ABC-Liste / Lernen
Wer ist Vera F. Birkenbihl (1946-2011)?
Lernen zu lernen. Ich kam in den 90er Jahren mit den von Vera F. Birkenbihl entwickelten Lerntechniken in Kontakt. Die Psychologin und Journalistin arbeitete als renommierte Trainerin für Führungskräfte und verfasste über 30 Sachbücher. Mich interessierte als Neurophysiologin ihr Fokus, mit ihren Methoden „gehirn-gerechtes Lernen und Lehren“ zu ermöglichen. Sehr meisten beeindruckte mich das Tempo, mit der sie ihre Vorträge mit zwei Overhead-Projektoren oder großen Tafelbildern hielt. Schaut euch unbedingt ihre Youtube-Videos dazu an!
Spielerische Wissensvermittlung. Ihre Ideen sind prägend für mich, ganz besonders Birkenbihls Non Learning Learning-Strategies (NLLS). Dazu zählen beispielsweise ihre Methoden KaWa und KaGa. Dazu gehören auch die ABC-Liste oder die Llullsche Leiter.
Fun Fact: Letztere ist eine Verbindung zu Mallorca. Der auf der Baleareninsel geborene Universalgelehrte Ramon Llull hat diese Kreativitäts-Methode im 12. Jahrhundert erfunden! Für die Llullsche Leiter werden 2 Wortlisten nebeneinander gestellt, um dann zu jeder möglichen Verknüpfung der Einträge Ideen zu generieren. Zum Beispiel eine Liste von Charaktereigenschaften und eine mit den Figuren im Roman. Der halbe Llull wäre, nur einen Begriff mit einer Liste durchzugehen nach möglichen Passungen.
Danke, Vera! Durch sie traute ich mich mehr und mehr, Spaß in meine Seminare und Workshops einzubauen. Den Unterhaltungs-Aspekt in Wissensvermittlung und Lernen zu schätzen. An anderer Stelle bestätigten Studien, dass Emotionen den Menschen helfen, neu Gelerntes später besser abrufen zu können. All diese Inspirationen bestärkten mich schließlich darin, mein Buch »Heiter bis wolkig in Digitalien« zu schreiben. Für gutes „Lernen im Vorbeilesen“, wie es Beate Mader in ihrer Rezension so wunderbar treffend beschrieb.
Was ist Birkenbihls ‚Analografie‘?
Kommen wir zu der eingangs versprochenen Methode zurück. Vera F. Birkenbihl prägte den Begriff Analografie (auch Analograffiti) – ein Kunstwort, um wie workation zwei Dinge zu verbinden. Zum einen das analoge Denken und zum anderen die bildliche Darstellung. Denn mit dieser Methode entwickeln wir Wortbilder.
Diese Analografie / Analograffiti unterscheidet Birkenbihl in:
- KaWa – Kreative Analografie, Wort Assoziationen • Zu den einzelnen Buchstaben eines Worts oder Namens in der Mitte einer Schreibfläche werden Begriffe, Ideen, Gedanken erdacht und notiert.
- KaGa – Kreativ Analografie – Grafische Assoziationen • Wie vor werden in diesem Fall zu den Buchstaben die Ideen gezeichnet.
Wichtig dabei: Lasst eure Augen wandern! Die Buchstaben werden nicht in der Reihenfolge ‚bearbeitet‘. Es gilt, den Blick über die Schreib- oder Zeichenfläche schweifen zu lassen. Dann notiert oder skizziert ihr, was euch zu einem Schriftzeichen des Begriffs in den Sinn kommt. Dabei darf überaus kreativ mit den wenigen Buchstaben verfahren werden, die uns der Begriff zur Verfügung stellt.
Im Team: Ein KaWa kann auch gemeinsam erstellt werden. Entweder mit einem Online Whiteboard, auf das alle Zugriff haben. Oder nach 10 Minuten Eigenarbeit in der Stille tragen wir die Assoziationen zu den Buchstaben zu einem Wortbild zusammen.
Was ist die ABC-Liste von Vera F. Birkenbihl?
Eine Sonderform des KaWa mit allen Buchstaben: In der ABC-Liste beschränken wir uns nicht auf die Buchstaben des Begriffs, den wir in den Fokus stellen. Zu allen Buchstaben des Alphabets können wir die Assoziationen laufen lassen und notieren. Auch hier gilt es, den Blick wandern zu lassen.
Unser passives Wissen übersteigt unser aktives (zu jedem Thema) um einen Faktor von mindestens 5 bis zu einem Faktor 50 oder mehr. Wir können also z. B. mindestens 5-mal so viele Wörter erkennen (passives Wissen) wie wir aktiv einsetzen! ABC-Listen geben uns die Möglichkeit, dieses passive (unbewusste, implizite) Wissen anzuzapfen.
Vera F. Birkenbihl, »Best of Birkenbihl«
Rückmeldung in meinen Seminaren: „Ich weiß ja doch viel mehr, als ich dachte zu wissen!“
Genau. Die ABC-Liste zeigte einigen zum Beispiel, wie viel sie über eine Plattform in Social Media im Gedächtnis eingespeichert haben. Die Übung holte es nach ‚vorne‘ zum Arbeiten im Workshop.
Tipp für mehrtägigie Seminare: Die ABC-Liste ist genial, um den jeweiligen Lernfortschritt sichtbar zu machen. Zu Beginn des Seminars legen die Teilnehmenden in der Stille eine persönliche Liste an, was sie zum Themenkomplex assozieren. Am letzten Tag des Seminares starte ich wiederum mit einer schnellen ABC-Liste. Der Vergleich zeigt, dass inzwischen viele Inhalte gemerkt und / oder aktiviert wurden. Zum Dranbleiben hilft es, diese Liste immer mal wieder anzufertigen.
Es gibt weder ‚richtig‘ noch ‚falsch‘. Super Nebeneffekt dieser Methoden im Seminar. Mit ABC-Liste oder KaWa kurbeln die Teilnehmenden ihr Hirn an, um unbewusstes Wissen anzuzapfen. Für eine Lerneinheit oder Aufgabe gut vorbereitet zu sein. Oder eben festzustellen, da ist noch Raum für weiteres Wissen.
Wie kann ich als Buchautor:in oder Blogger:in damit arbeiten?
Mit KaWa-Wortwolken habe ich mir für meine Figuren die ersten Charaktereigenschaften und Geschichten notiert. Mit den Buchstaben des Namens suchte ich nach Assoziationen zu dieser Person. Das ist spielerisch und braucht ein grosses Blatt Papier.
Die Namen limitieren, das nervt schon mal. Dafür regen sie zu kreativen Beschreibungen an, damit sie zu den Buchstaben passen. Manchmal habe ich dann nach anderen Namen für die Figuren gesucht, damit ich mehr Spielraum bekomme.
Strukturierter ist da die ABC-Liste, die ich fürs Bloggen und im Verlauf des Manuskripts zum Bücherschreiben einsetze:
- Themen-ABC • Mein Businessroman vermittelt Sachthemen. Im Buch widmete ich den Themen mehr oder weniger Tage. Da hilft es enorm, alles in meinem Kopf dazu zu notieren. Dann fülle ich gegebenenfalls Lücken auf, bevor es weiter ans Schreiben geht. Das hilft beim Bloggen genauso.
- Buch-ABC • Wenn es eine Schreibpause gab, hilft mir die ABC-Liste wieder in meinem Buch anzukommen.
- Orts-ABC • Beim Schreiben einer Szene an einem bestimmten Ort. Damit ich die Umgebung in den Text einfließen lasse, schreibe ich alle erinnerten Eindrücke alphabetisch auf. Damit sind mir die Details und Besonderheiten wieder bewußt.
- Persönliches ABC • Wie stehe ich zu etwas? Was sind meine Gefühle zu einem Thema, über das ich bloggen oder im Buch schreiben möchte? Klarheit bringen mir hier Mindmaps oder eben die tolle Liste von Vera F. Birkenbihl.
- Figuren-ABC • Im Buch gibt es Figuren, die seltener vorkommen. Wenn ich über eine Person lange nicht geschrieben habe, mache ich rasch eine ABC-Liste zu ihr.
Für was würdet ihr die ABC-Liste oder ein KaWa nutzen?
Schreibt’s in die Kommentare.
Links zu Vera F. Birkenbihl / ABC-Liste / Lernen
- Wikipedia-Profil zu Vera F. Birkenbihl https://de.wikipedia.org/wiki/Vera_F._Birkenbihl
- Video mit Vera F. Birkenbihl aus einem ihrer Workshops https://youtu.be/5B3z2gvJpPI
- Birkenbihl-Methode zum Sprachen-Lernen https://vera-birkenbihl.de/die-birkenbihl-methode/
- Buch »Best of Birkenbihl«, zu dem ich immer mal wieder zur Auffrischung greife: https://www.m-vg.de/mvg/shop/article/17055-best-of-birkenbihl/
Illustrationen: DoSchu mit canva.com und Foto Kunstwerk Beate Mack sowie eigene Zeichnungen
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