Was ist an einem Barcamp spannend? Neben der größeren Teilhabe der Teilnehmenden vor allem: Es kommen Themen auf die Tagesordnung, die Veranstaltende oft überhaupt nicht auf dem Radar haben. Zum Beispiel eine Chindōgu Session von Esther Debus auf dem Isarcamp, dem Barcamp zur Münchner Webwoche.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Nichtnutzlos kreativ im Team: Chindōgu erschien zuerst im Blog DoSchu.Com.
Barcamp bedeutet: Jeder Teilnehmende kann auch gleichzeitig Vortragende:r sein. Das genaue Programm gestaltet sich erst am Tag des auch als Unkonferenz bezeichneten Veranstaltungsformats.

So lud Esther Debus auf dem Isarcamp München zu einer Chindōgu-Session rund um die Erfindung von ‚Nichtnutzlosem‘ ein. Eine sehr interessante Kreativitäts- und Team-Technik!
Chindōgu: japanisch für ’seltsames Gerät‘
Gemäß Wikipedia lautet die Übersetzung für Chindōgu „seltsames Gerät“. Was ist bei einer Chindogu-Session zu beachten, damit möglichst ’seltsame Geräte‘ ersonnen werden?
- Jede:r schreibt Wortpaare auf Karten, die NICHTS miteinander zu tun haben. (Das ist übrigens ungefähr so anstrengend wie jetzt beim Lesen nicht an einen blauen Elefanten zu denken.)
- Es werden Teams gebildet: 3 Personen im Team ergab in unserem Fall eine gute Anzahl für eine zeitlich begrenzte Chindōgu-Session im rahmen des Barcamps mit kanppen 20 Minuten für die Erfindung.
- Im Team werden die individuellen Wortpaare begutachtet und eine Kombination ausgewählt, deren Begriffe so wirklich _gar nichts_ miteinander zu tun haben
- Jetzt geht’s ans Erfinden: Wie können die beiden Begriffe in einem ’seltsamen Gerät‘ kombiniert werden?
Achtung: Jetzt wird es nichtnutzlos…
Chindōgu zu ‚Schreibtisch & Autoreifen‘
Unser Team wählte die Kombination der Wörter Schreibtisch und Autoreifen. Erste Assoziation für eine Erfindung unseres Teams (Dirk, Doris, Jürgen): Schlauch des Autoreifens aufblasen und um die Tastatur legen. Wenn eine Müdigkeits-Attacke naht, wird der Kopf sanft vom Autoreifenschlauch aufgefangen.
Unser Urteil: Viel zu naheliegend, next!
Die zweite Idee hatte sogleich einen Namen: Huddle Bubble. Dieses Huddle Bubble ermöglicht flexibel Arbeitenden jeden Standplatz des Autos zu einem Arbeitsplatz an frischer Luft umzufunktionieren.
Von der ‚Huddle Bubble’…
Dazu machen wir uns an die Niederquerschnittsreifen, deren größere Radkappen für Huddle Bubble per Klappmechanismus (sollen sich Ingenieure:innen später genau überlegen) eine gepolsterte Sitzfläche liefern. Angelehnt an die von der Sonne erwärmte Karosserie wird der Laptop auf dem Schoss aufgeklappt, und schon kann das mobile Arbeiten losgehen.
Für mehr Komfort kann in Modellen mit mehr Bodenfreiheit zwischen den beiden Radkappen-Sitzflächen ein Tisch herausgezogen und aufgeklappt werden. Fertig ist der Huddle Bubble Schreibtisch mit 2 Arbeitsplätzen. Adieu, Stau-Alptraum auf dem Weg zur Arbeit für Berufspendler:innen! Einfach auf den nächsten Parkplatz fahren, und gleich losarbeiten, eventuell andere Leidensgenoss:innen zur Mitarbeit einladen. (Jetzt wird endlich auch ein MINI in Geländeausführung sinnvoll.)
…zum und ‚Hire Tire‘
Über den Parkplatz fiel uns sogleich die Business-Anwendung dazu ein: Das Hire Tire. Für ein Webprojekt werden Javascript-Programmierer:innen gesucht? Als Webdesigner:in Lust auf spontanes Blog-Design? Auf dem Parkplatz finden sich Projekt-Geber:innen und -Nehmer:innen zusammen, sie parken ihre Fahrzeuge nebeneinander, klappen die Huddle Bubble Sitze und Tische aus, und schon ist der reale Teamspace geschaffen.
Die Redewendung ‚Auf heissem Reifen daher kommen‘ gewinnt durch unser Chindōgu ganz neue Bedeutungen…
Fazit zu Chindōgu:
Chindōgu macht Spass und es macht ein Team aus Personen, die sich nicht kennen, rasch produktiv. Herzlichen Dank an dieser Stelle an meine beiden Teamkollegen Dirk und Jürgen!
Die Präsentation der ’seltsamen Geräte‘ ist ohne jede Blamage: Schließlich ist es schon eine Leistung, mit den nicht zusammenpassenden Begriffen neue Erfindungen ersonnen zu haben. Vielen Dank an Esther Debus / edyssee für das Bekanntmachen mit dieser Technik!
Klare Empfehlung für den Team-Building Methodenkoffer.
Updates (Struktur, kleinere Textänderungen, Links) September 2020.
Servus Doris,
danke für die schöne Zusammenfassung – das war wirklich eine wunderbar kreative Session :-)
Und als ich heute das folgende Bild von Huff Post in Facebook entdeckt habe, musste ich sofort an die famose „Hubble Bubble“ denken – egal wie verrückt die Erfindung scheint, es war wohl doch alles schon mal da … ;-)
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10152295005751130&set=a.443444786129.234228.18468761129&type=1&theater
Servus Rainer, vielen Dank fürs Feedback und das prima dazu passende Fundstück. Die guten alten Auto-Trittbretter :)
Als ob unsere Arbeitswelt nicht schon genug Wortpaare und damit Aufgaben hätte, die nicht zusammenpassen auf den ersten Blick ,) – spannende Sache dieses chindogu für Kreativität und Ideen entwickeln, danke für den verständlichen kurzweiligen Bericht. das mit dem „unpassende Wortpaare“ war wirklich schwierig, wie man sieht…
Auch mein Dank gilt als Abwesende Dir, Doris und natürlich Ester fürs Bekanntmachen dieses Team-Instruments.
Es freut mich sehr, wie nützlich so ein Blog-Review zu einer Session sein kann. Danke fürs Feedback!
Vielen Dank. So kann ich partizipieren, obwohl ich nicht dabei sein konnte:) Und Danke an die Esther Debus @edysse , die das Thema zur Session mitgebracht hat.
Herzlichen Dank fürs Feedback, Kerstin!
Simmt war wirklich eine nette Session. Schön zusammengefasst.
Danke sehr!