Jüngst sprachen wir im Social Media Manager Seminar an der Akademie der Bayerischen Presse mehrfach über Blogs als Element der Unternehmens-Kommunikation. Ich erlebe es immer wieder: Oft trauen sich Teilnehmende (aber auch Coworker oder KundInnen) nicht ans Blog heran.
Warum? Zum Beispiel da hier mehr Content, Bildmaterial und Text gefragt ist als bei Facebook-Posts. Und: Es hält sich hartnäckig das Gerücht, im Blog müssten wir von uns ganz persönlich erzählen…
Dabei wird das Blog in den meisten Fällen bereits dadurch persönlicher, dass wir unseren Blick auf bestimmte Themen geben. Zudem gibt es jede Menge Varianten wie ein Blog geführt werden kann, wie ein Blick in die so genannte Blogosphäre zeigt.
Blog – facettenreiches Social Media
Mit diesem Beitrag gebe ich euch heute ein paar Beispiele, wie unterschiedlich ein Blog aufgestellt werden kann. Dazu jeweils konkrete Blogs zum Anklicken zur Veranschaulichung:
- Persönliches Blog – zum Beispiel Richard Gutjahr, Matthias J. Lange / redaktion42 oder Wiebkes Freitagsblog
- News-Blogs mit Themenfokus zum Beispiel zu Rechtsfragen wie von Nina Diercks / socialmediarecht oder Thomas Schwenke
- Reise-Blogs – eine explodierende Kategorie wie die mehr als 700 Einträge starke Rubrik bei Bloggerei.de zeigt; konkret könnt ihr euch das bei 2 mal weg, Snoopsmaus, SoschyOnTour, Travelettes, TravelOnToast oder Zugreiseblog anschauen
- Familien- / Mami- / Papi-Blogs wie daddylicious, livelifegreen, Mami & Gör, mami rocks
- Buch-Blogs bzw. Litblogs mit Fokus auf Literatur siehe die Topliste der deutschen BuchbloggerInnen, klickt mal rein bei Lesestunden oder der Literaturwelt
- Motorblogs für Fans der schnellen Fortbewegung wie Auto-Diva, bemoreimpulsee, le Fronc, Kettenritzel oder
- ExpertInnen- / Fach-Blogs sind wunderbare Varianten für FachexpertInnen, die einzelselbständig oder in Firmen arbeiten. In den oben erwähnten Newsblogs rund um juristische Angelegenheiten habe ich euch bereits drei Beispiele verlinkt. Weitere Anregungen holt ihr euch zum Beispiel beim PR-Blogger, im HR-Blog von Lars Hahn Systematisch Kaffeetrinken, bei Esthers edyssee, Marens Markenblog oder auch im Blog rund ums Geldverdienen mit gutem Journalismus im Netz: Lousy Pennies
- Corporate-Blogs von Firmen oder Agenturen wie akom360, codecentric, Daimler (Oktober 2007 gestartet – herzliche Glückwünsche zum 10. Jahr), DampfLog (vibrio), GLS Bank, Mann + Hummel, Ritter Sport, Tchibo
- Watch-Blogs für den kritischen Blick auf Technologien wie Google Watch Blog oder Medien wie BildBlog
- Tech-Blogs mit Fokus auf Technologien und Gadgets wie Cashys Blog oder stereopoly
- Hobby Blogs zu den unterschiedlichsten Hobbies wie das Strickblog, Gemacht mit Liebe oder Maleknitting
- Tier-Blogs rund um Hund und Katz, Moe & Me oder Schnurrblog
- Freizeit- / Outdoor- / Sport-Blogs wie viele meiner Münchner Ironblogger KollegInnen: Auf-den-Berg.de, Gipfelfieber, Gipfelglück – hohe Berge, ferne Reisen, guter Kuchen,GPS Radler, Irgendwie ein Wassermann oder Outdoor Blog – Klettern, Wandern, Bergsteigen
- Fashion- / Mode-Blogs wie amazed, Modemädchen oder texterella
- Food- / Gourmet- / Koch-Blogs über leckere Genüsse wie freiknuspern, Herzfutter, omoxx, Pastamaniac, Patisserie Nadine, Thomas Gerlach kocht oder Zucker, Zimt und Liebe (oh, ich bekomme Appetit!)
- Musik-Blogs mit Fokus auf aktuelle Musik wie Reissnadel oder herzmukke
- und und und … dazu noch jede Menge Misch-Formen der genannten Blogtypen, wie Pflugblatt oder das persönliche und gleichzeitig Reise-Blog 2go2 Mallorca, für das ich schreibe.
So, damit haben wir jetzt genügend Anschauungsmaterial das aufzeigt, wie herrlich vielfältig die so genannte Blogosphäre ist.
Und ja: Es gibt viele, sehr viele Hobby-Blogs von Bastel-, Häkel-, Strick- etc. Begeisterten. Wer dachte, das geschähe nur, um Social Media-Inhalte zu produzieren, irrt! Das zeigt uns aktuell eine Statistik „DIY – Wofür die Deutschen selber basteln“ von YouGov und Statista.
Content – oder was soll ich denn schreiben?
„Wir haben doch gar keine Inhalte fürs Blog“, kommt das bekannt vor? In meinen Seminaren entdecken wir immer Quellen, wo wir den neudeutschen Content finden.
Letzten Dezember tauften wir im Social Media Manager-Seminar das Thema „Das Content-Monster zähmen“.
Hier mit der Unternehmensbrille ein paar Tipps, die selbstverständlich jeweils passend zu euren Zielsetzungen und Interessengruppen, mit denen ihr in den Dialog kommen wollt, auszuwählen sind:
Content-Tipps fürs Bloggen
Kennt ihr die Fragen, die im Kauf-/Entscheidungs-Prozess oder im Kundenservice häufig gestellt werden?
Wenn ihr nicht selber an der Beantwortung beteiligt seid, sprecht regelmäßig mit Menschen, die solche Fragen täglich beantworten. Das Schöne an diesen Themen: Ihr wisst vorher schon, die Antwort will jemand wirklich wissen. Und zwar eure InteressentInnen oder Kundschaft!
Gebt ihr Anleitungen zur Wartung und Pflege von Produkten?
Wer Waren verkauft, kann im Blog darüber schreiben, was wir tun können, um die Qualität und Funktionsweise des Produktes möglichst lange zu erhalten. Nur Hersteller, die mit der frühzeitigen ‚Obsoleszenz‘ ihrer Produkte rechnen, tun sich damit schwer…
Nutzt ihr eure Präsentationen fürs Blog?
Das Argument, die Präsentation liefere dem Mitbewerb einen Vorteil lasse ich nur eingeschränkt gelten. Es muss ja nicht zeitnah und in allen Details berichtet werden. Am Besten greift ihr einzelne Aspekte aus der Präsentation und noch besser der Diskussion im Vortrag auf und gönnt diesen jeweils einen eigenen Beitrag.
Wie war die Reise zur wichtigen Konferenz oder Messe?
Ihr habt es oben bereits gesehen: Reisen, das ist ein gutes Thema. Warum nicht über Geschäftsreisen zu Veranstaltungen bloggen, die wichtig für eure Branche sind? Anderen BranchenkollegInnen gebt ihr so zum Beispiel Tipps, was sie bei ihrem ersten Besuch beachten sollten. Fasst nach dem Besuch wichtige Erkenntnisse zusammen, die ihr gemacht habt. So zeigt ihr eure Expertise und lasst andere an euren Learnings teilhaben. Wurden Vorträge aufgezeichnet und auf YouTube veröffentlicht, könnt ihr mit dem Video-Content weitere Blogbeiträge erstellen.
Welche historische Themen zum Unternehmen oder zur Branche gibt es?
Wer kennt sich denn schon in allem aus, was über 50 Jahre zurückliegt? Zu passenden Jahrestagen wesentlicher Entwicklungen des eigenen Unternehmens oder dem Branchenumfeld in einem Blogbeitrag daran erinnern. Denkt zum Beispiel daran wie Autohersteller die Erinnerung an alte Modelle aufleben lassen. Es ist eben sehr unterhaltend, alte Technik-Dinosaurier ins Bild zu setzen.
Was erzählen eure KundInnen?
Wo wir schon gerade beim Geschichte(n)-Erzählen sind: Wenn es möglich ist, lasst eure Kundschaft zu Wort kommen. Das kann ein Feature, Interview oder sogar ein kompletter Gastbeitrag sein. Apropos Interview: In vielen Fällen führen wir heutzutage aufgrund des Zeitmangels solche Befragungen schriftlich; die Antworten (und gegebenenfalls Fragen) bearbeitet ihr in Rückabstimmung etwas nach, so dass laut vorgelesen ein Gespräch erklingt.
Was macht euer Team in der Freizeit so?
MitarbeitInnen engagieren sich in sozialen Projekten? Ein Team bereitet sich gemeinsam für eine Marathon vor? Denkt weiter über das Unternehmen an sich hinaus und findet Themen, die es wert sind, berichtet zu werden.
Ihr erlaubt Hunde in der Firma?
Bei euch dürfen HundehalterInnen ihre Vierbeiner mit ins Büro nehmen? Dann lasst euch im Gegenzug für diese freundliche Geste erlauben, das liebe Tierchen ab und zu im Blog zu erwähnen. Das könnte beispielsweise ein monatlicher Kommentar aus Hundesicht auf Themen wie Wetter, Saison oder engagiertes Handeln für die Kundschaft sein.
Was inspiriert euch?
Das ist mehr für die Einzelselbständigen unter euch interessant, kann aber genauso in einem Corporate Blog auf Abteilungs- oder Team-Ebene abgebildet werden. Wo holt ihr euch Ideen für eure beruflichen Aufgaben, was gibt euch die passenden Inspirationen? Wie schafft ihr euch eine optimale Arbeitsumgebung? Geht ihr auch mal raus?
Zum Ausdrucken und an die Wand Hängen
Hier für euch die Anregungen zu Themen im Unternehmens- oder Fach-Blog als Foto (per Klick zur größeren Auflösung, 1MB):
Schritt für Schritt mit Strategie zum Blog
Je mehr ihr bloggt, umso mehr findet ihr heraus, was zu euch, euren Zielen, Kunden, Interessenten etc. passt. Welchen Stil ihr mit mehr Persönlichkeit selbst in eher traditionell geprägten Firmen einbringen könnt und wollt.
Die Autorin des Corporate Blogs-Fachbuchs Meike Leopold hat im Upload Magazin den lesenswerten Beitrag Erfolgreich bloggen mit der richtigen Kommunikationsstrategie verfasst. Sie schildert darin Schritt für Schritt, wie ihr eure Kommunikations-Strategie für euren Blog entwickelt. Wer in meinem Seminaren war, weiss wie ich auf dem Thema ‚Strategie im Vorfeld‘ herum reite…
Weitere Beiträge zum Thema Blog empfohlen:
- Blog oder nicht Blog – ist das eine Frage?
- Kein Bock auf Blog? 5 Tipps statt Schreibblockade
- 25 Minuten am Tag: Schreiben fürs Blog
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Ideen für Blogs – Seminar Nachlese erschien zuerst im Blog DoSchu.Com // 24.7.2017 mit ein paar Blog-Links ergänzt :)
Fotos / Illustrationen: DoSchu / DoSchu.Com; Statistik-Chart von de.statista.com
Hinweis: Die verlinkte Blog-Auswahl ist völlig persönlich motiviert ohne wirtschaftliche Interessen zur besten Veranschaulichung und gibt nur einen Ausschnitt der Blogosphäre wider
Das ist eine umfassende und gute Zusammenfassung zur Arbeit mit einem Blog.
Ergänzend dazu kann man erwähnen, dass ein Blog (anders wie ein Facebook Post), auf dem heimischen Server abgelegt, man „herr“ über seinen eigenen Blog ist. Ändert Facebook etwas an seinen Einstellungen oder Algorythmen, gibt man die „Kraft“ und „Energie“ ab. Anders, wenn alles in seinem „Herzstück“ – dem Blog – liegt.
Es ist sehr empfehlenswert, einen Unternehmensblog auch in die Website zu integrieren.
Alles Gute und viele schöne Begegnungen im „Rayaworx“ auf Mallorca! :-)
Ja, das eigene Hosting ist auch meine Empfehlung. Ich erinnere mich noch gut daran als just in der Nacht zu einem Barcamp eine Stadt ihrer Facebook Seite verlustig ging weil die Plattform beschloss eigene regionale Seiten zu nutzen… Freu mich aufs gemeinsame Coworking, ¡hasta pronto!
Super Inspirationen, vielen Dank. Da werde ich bestimmt das eine oder andere für mich nutzen können. :-)
Prima! Viel Erfolg wünsche ich dabei :)
„Wir haben doch gar keine Inhalte fürs Blog“ höre ich immer seltener. Der ganze Hype um Storytelling hat zumindest schon mal dazu geführt, dass es eine breite Akzeptanz dafür gibt, dass es darum geht nicht ständig über sich, sondern über das Leben „drumherum“ zu reden. Die Themen für ein Blog ergeben sich aus der Überschneidung des Zeitgesprächs der eigenen Zielgruppen einerseits und den eigenen Interessen und Kompetenzen andererseits. Wenn noch immer so viele Unternehmen vor einem Corporate Blog zurückschrecken, dann vor allem aus Angst vor der Arbeit, die ein Blog macht. „Wir haben doch gar keine Zeit fürs Blog“ – dieser Satz begegnet mir viel häufiger. Und das ist schade. Denn wenn die Bloggerei Spaß macht, dann stellt sich die Frage nach der Zeit erst gar nicht. Und wenn die Bloggerei keinen Spaß macht, dann wird das Blog auch eine Totgeburt. Gute Blogs leben von der Leidenschaft der Blogger. Doris Schuppe macht Mut zum Blog. Gut so ;-)
Oh, das freut mich, herzlichen Dank! Das Thema „Zeit“ ist beim Start eines Blogs sicherlich ein zu beachtender Aspekt. Klar schreibt sich ein Blogbeitrag nach einiger Erfahrung flotter als zu Beginn, das ist so wie bei fast allen Dingen, die wir neu lernen. Ich finde ein Blog ist diese Investition wert :)
Schöner Überblick und gute Zusammenfassung. Ich mag vor allem das Kleingedruckte und kann leider bestätigen, dass Doris mir nichts bezahlt hat :-)
:) Dankeschön!!!