„Wir befürchten, dass wir uns im Social Web verzetteln“, höre ich oft in der Beratung. Meine Empfehlung ist, sich auf die Themen zu konzentrieren, die am wichtigsten für den Unternehmenserfolg sind und zu Zielgruppen sowie gewählten Kanälen passen. Für Mittelstand und Selbständige ist das nicht erst seit dem Social Media-Zeitalter zielführend erklärte mir die „Espressostrategin“ Maren Martschenko.
Auf etwas mehr als eine Espresso-Länge sprachen wir Coworking-Kolleginnen über Fokussierung und erfolgreiche Kommunikations-Strategien. Mit besonderem Fokus auf kleine Unternehmen und „Solopreneure“. Sie mit Espresso – ich mit Latte Macchiato.
:1: Maren, wieso ist Fokussierung so wichtig für das geschäftliche Social Media-Engagement?
Maren: Die Fokussierung ist dort in doppelter Hinsicht wichtig: Ohne Konzentration auf das Wesentliche gehen besonders kleinere Unternehmen in der Informationsflut des Internets unter, es gelingt ihnen nicht, ein schlüssiges, aussagekräftiges Bild von ihrem Business im Netz aufzubauen. Die Kunst ist, das Wesentliche zu erkennen und das Unwesentliche zu ignorieren. Alles andere kostet Zeit und Geld, die weder die Kleinunternehmer noch deren Kunden haben.
:2: Auf welche Kernthemen sollten sich kleine Unternehmen und Solopreneure in ihrer Marketingkommunikation konzentrieren?
Maren: Inhaber eines kleinen Unternehmens oder Solopreneure sollten das Wesen ihres Unternehmens kommunizieren. Darunter verstehe ich ihre jeweilige Persönlichkeit in enger Verbindung mit den Themen, für die sie Experte sind. Das Business inhabergeführter Unternehmen läuft fast ausschließlich über persönliche Beziehungen. Und diese sollten zentrales Element der strategischen Kommunikation sein.
Allerdings ist nicht jedes fachliche Thema so sexy, dass es gleich auf Gegenliebe stößt. Deshalb empfehle ich bei der Kommunikation im Social Web, sich vor allem auf die Aspekte zu konzentrieren, bei denen der Funke spürbar überspringt. Begeisterung ist immer noch die einfachste Form des viralen Marketings.
Meinen Fans und Followern beispielsweise serviere ich eine Mischung aus Information, Inspiration und Unterhaltungen zu den Themen Marketing und Kommunikation, aber auch zu meinen persönlichen Leidenschaften: dem Espresso, der Acrylmalerei und der Vorbereitung meiner Alpenüberquerung – in Bild, Ton und Text. Wie bei einem guten Espresso muss die Mischung stimmen. Hier muss jeder seinen eigenen „Blend“ finden.
Kurzportrait Maren Martschenko
Maren Martschenko berät leidenschaftlich gerne inhabergeführte Unternehmen, die sich im Marketing auf das Wesentliche und Wirksame konzentrieren wollen. Speziell für Mikrounternehmen und Solopreneure hat sie deshalb die Espressostrategie entwickelt. Noch vor dem ersten Espresso des Tages schaltet sie ihr iPhone ein und checkt die Emails und Updates in den Social Networks. Neben ihrer Beratungstätigkeit arbeitet sie regelmäßig in Unternehmen oder für Organisationen als Referentin zum Thema Marketing und Social Media.
Maren Martschenko Markenberatung :: @zehnbar :: facebook.com/espressostrategie
:3: Muss erst seit es das Social Web gibt über die Fokussierung in der Kommunikation nachgedacht werden?
Maren: Fokussierung war schon immer ein Thema. Nur ist in dieser schnelllebigen Zeit und einem Internet, das nichts vergisst, eine konsequente und vor allem konsistente Kommunikation noch wichtiger geworden. Während Fachzeitschriften im Zweiwochen- oder Monatsrhythmus veröffentlichen müssen Unternehmen auf Facebook täglich neue Statusmeldungen veröffentlichen, damit diese überhaupt gelesen werden. Und das ganz nebenbei.
Eine 360 Grad Kommunikation auf mehreren Kanälen ist deshalb ohne Fokussierung gar nicht im Alltag umsetzbar. Hinzu kommt: Die Menschen surfen auf der Suche nach Informationen von der Facebook-Seite zum Blog zur Webseite und zurück. Wer hier keine klare Linie bei Themen und Persönlichkeit erkennen lässt, wird sprichwörtlich untergehen. Doris Eichmeier hat gut beschrieben, worauf es bei der Content Strategie ankommt.
:4: Wie hat Social Media Dein berufliches Leben verändert? Bist Du zufrieden mit Deinem Return on Investment?
Maren: Ich kann mir ein Leben ohne Social Media nicht mehr vorstellen. Weder beruflich noch privat. Die Grenzen verschwimmen da ohnehin. Ich liebe diese schnelle und direkte Art zu kommunizieren. Sie schafft Reichweite und Resonanz ohne Gatekeeper.
Mit dem ersten Tag meiner Selbständigkeit habe ich deshalb für mein eigenes Marketing zu 100 Prozent auf die Beziehungen im Social Web gesetzt. Ich habe über Twitter, Facebook & Co. so viele interessante Menschen kennengelernt, die ich sonst wahrscheinlich nie oder nur schwer kennengelernt hätte. Davon profitieren natürlich auch meine Kunden. Viele davon habe ich, weil ich diese Begeisterung für Social Media lebe und teile. Ich schaue dabei nicht auf die Uhr, sondern achte auf die persönliche Note. Insofern steht ROI für mich für „Return on Identity“. Der Zielerreichungsgrad ist 100%.
:5: Das Social Web ist kein stabiles Gefüge und verändert sich immer wieder – wie können sich kleine Unternehmen darauf einstellen?
Maren: Wir können am besten in dieser veränderungsfreudigen Zeit auf Dauer auf der Welle des Erfolgs mitschwimmen, wenn wir unsere Kommunikation auf eine kleine mobile Einheit reduzieren. Sprich wenn wir mit wenigen Themen auf ausgesuchten Plattformen konsequent, konsistent und mit Begeisterung agieren. Social Media sind Gespräche mit offenem Ausgang. Darauf sollten sich die Unternehmen einstellen.
Und genau der letzte Punkt der offenen Gesprächsbereitschaft im Social Web ist mit einer der größten Herausforderungen für Marketingtreibende. Herzlichen Dank für ein spannendes Interview – nicht ganz so kurz wie ein Espresso!
Illustrationen: DoSchu.Com u.a. mit Foto von freeimages.com / Christian Kitazume (Klick auf Illustrationen zeigt Bild vergrößert an)
Weitere Interviews der Serie:
„5 Antworten :: Social Media & …“ – Interview Serie im Blog
Vielen Dank für Dein positives Feedback, das lese ich auch gerne!
Hier wurde eine begeisterte Netzwerkerin befragt, die ich inzwischen persönlich kennenlernen konnte und die ich jederzeit im Bereich Social Media um einen kompetenten Rat bitten würde.
Ein schönes Interview @DoSchu – hat mir Spaß gemacht zu lesen!