Text, Text, Text – online und im Social Web nutzen wir sehr häufig Textinhalte, unter anderem weil wir damit den Suchmaschinen passendes „Futter“ liefern. Nach wie vor gilt aber die Metapher, dass ein Foto mehr als viele geschriebene Worte aussagen kann. Daher mein Rat, jeden Blogbeitrag mit einem optischen Reiz zu garnieren. Manchmal sind es auch Infografiken, die insbesondere im Social Media-Umfeld sehr beliebt sind. Und da kommt die digitale Pinwand Pinterest ins Spiel…
Ich habe schon seit längerem das Blog-System Posterous* genutzt, um beispielsweise Hinweise auf Infografiken zu posten. Anders als in den USA hat sich jedoch bislang die Vernetzung innerhalb der Posterous-Nutzer in Deutschland nicht so richtig entwickelt. Das war damals eines der Kriterien für mich, die sehr einfach zu nutzende Blog-Plattform einzusetzen. Vor kurzem wurde ich von meiner webgrrls-Kollegin Maren Martschenko auf Pinterest aufmerksam – und das ist ein Service (inklusive mobiler App), der mir besser für meine vorwiegende Nutzung von Posterous geeignet scheint und den ich hier kurz vorstellen möchte.
It’s not a blog…
Anders als Blog-Systeme wie WordPress, Posterous oder Tumblr hat Pinterest keinen „Blog-Anspruch“. „Pinterest is a social catalog“ – so beschreibt sich der Service selbst, es sind Sammlungen von digitalen Lesezeichen, zu denen die Bildelemente aus Websites gefiltert und wie auf einer großen Pinwand als optische Reminder dargestellt werden. Neben Links können auch Fotos direkt hochgeladen werden und inzwischen sind Youtube-Videos ebenso als Pins möglich.
Für die Browser Chrome, Firefox und Internet Explorer gibt es „Pin It Bookmarklets“ für das einfache Speichern von interessanten Website-URL auf der digitalen Pinwand. Pinterest bloggt unter blog.pinterest.com und twittert als @pinterest (beliebter Twitter-Hashtag #wepin).
So sieht es bei Pinterest aus
Vergleichbar mit den Blog-Kategorien organisiere ich auf Pinterest meine Internet-Fundstücke auf so genannten „Boards“. Aktuell habe ich acht verschiedene Bretter angelegt. Die einzelnen Einträge auf den Boards werden als „Pins“ bezeichnet. Hier als Beispiel mein Board „Social Media“, in dem ich Infografiken und visuelle Fundstücke rund um Social Web und soziale Netzwerke als Pins sammle.
Zu meinen Pins verfasse ich kurze Erläuterungstexte. Wenn ich darin Worte mit einem vorangestellten „#“ eintrage, werden diese – ähnlich Twitter – zu Stichworten. Per Mausklick auf diese Stichworte zeigt Pinterest passende Einträge anderer Boards. Leider wird dies (noch) eher selten genutzt.
Social bei Pinterest
Soziale Funktionen innerhalb von Pinterest sind „like“, Kommentare und „repin“. Letzteres bedeutet, dass ein Pin auf als neuer Eintrag auf dem Board eines anderen Nutzers gespeichert wird. Man folgt anderen Nutzern oder auch nur einzelnen Themen-Boards und sieht so in der persönlichen Startseite sobald ein neuer Pin zu den jeweils abonnierten Themen hinzugefügt wurde. Da ich mich mit Twitter bei Pinterest angemeldet habe, kann ich Pins gleich beim Speichern als Tweet verbreiten.
Zu jedem Pin bietet Pinterest an der rechten Seite Optionen zum Sharing an: Facebook, Twitter oder StumbleUpon sowie Einbetten auf der eigenen Website oder zum Versenden in einer eMail. Den Code zum Einbetten können interessierte anpassen und die Größe der Grafikdarstellung bestimmen.
Praxisbeispiele Who’s Who, Galerie, Blogverzeichnis, Produktfotos…
Ein schönes Beispiel ist das Board „Women in Planetary Science“ von Susan Niebur. Ergänzend zu ihrer Interview-Serie im Blog hat sie in diesem Pinterest-Board alle Frauen versammelt, die in der Weltraumforschung aktiv sind. Ein klickbares Who-is-Who der Planetenwissenschaftlerinnen. In diesem Beispiel linken die Fotos zu den jeweiligen Profilseiten der Forscherinnen (denkbar wären auch Links zu den Interviews der Blogserie).
Wenn Künstler, Fotografen oder Galeristen eine Website oder ein Blog mit Fotos führen, können sie Pinterest-Boards nutzen und die Werke in optisch ansprechender Form in diesem Netzwerk mit Link zu Details präsentieren. Direkt am Pin-Eintrag ist sogar ein Preis in Pfund oder Dollar hinterlegbar.
Mehrere Pinterest-Nutzer können auch Boards gemeinsam kuratieren und dort beispielsweise inspirierende Webdesigns sammeln. Und jedes Blog mit Fotos als Eyecatcher in den jeweiligen Beiträgen kann hier eine Pinnwand als Artikelverzeichnis anlegen.
Ach ja: Es gibt zwar keine „private“ Funktion, aber wer mit seinen Boards nicht in der Google-Suche auftauchen möchte, sollte dies in den Profileinstellungen entsprechend ankreuzen.
Welche Beispiele auf Pinterest sind Ihnen aufgefallen?
Screenshots: Doris Schuppe
Hinweis: Es bestehen zum aktuellen Zeitpunkt keine geschäftlichen Beziehungen von DoSchu.Com zu den erwähnten Firmen
* Update 10.3.2013: Da Posterous Ende April 2013 eingestellt wird, habe ich das Blog zur Blog-Plattform tumblr umgezogen.
Gerade erschien ein interessanter Beitrag zu rechtlichen Fragestellungen der Pinterest-Nutzung – obwohl dieses Tool meines Erachtens mehr ein visuelles Bookmarking als ein Foto-Sharing darstellt, gibt es u.U. unterschiedliche Sichtweisen… http://leanderwattig.de/index.php/2011/11/27/probleme-beim-umgang-mit-dem-urheberrecht-am-beispiel-der-web-plattform-pinterest/
Gimme Bar ausprobiert per Twitter-Login und leider beim ersten Bookmark gescheitert: Es wurde nur die URL gespeichert, nicht das Bild auf der Seite… Dagegen ist Pinterest deutlich simpler und gleich erfolgreich nutzbar
Kirsten, toller Tipp. Ich konnte mich mit meinem Twitter Account bei Gimmebar registrieren. Mir persönlich gefällt die Benutzeroberfläche von Pinterest allerdings besser. Ist nicht ganz so kühl.
Hallo Maren,
richtig, Kreative sind auf Pinterest vorzugsweise anzutreffen. Jedoch sind die Nutzer aus Deutschland noch sehr ausbaufähig :) Vielen Dank für den Hinweis auf Raumpotenzial!
Hallo Kirsten,
Cool, danke für den Hinweis auf Gimmebar!
Hier können Bookmarks öffentlich und privat gespeichert werden. Beispiel für Gimmebar die öffentliche Pinnwand siehe Artikel von SwissMiss:
http://www.swiss-miss.com/2011/08/gimme-bar.html
Klingt interessant. Ich habs auch mit Posterous versucht, aber das wollte nicht so wirklich greifen. Die Idee mit der virtuellen Pinwand gefällt mir gut, vielleicht auch deshalb, weil ich ein visueller Mensch bin und mir die optische Organisation beim Überblick behalten hilft.
Ich werde Pinterest mal testen – im Vergleich zu einem anderen brandneuen Service http://www.gimmebar.com
Tut im Prinzip dasselbe und die Nutzeroberfläche ist sehr schick. Allerdings ist die App noch Beta, man kommt zurzeit nicht (mehr) rein.
Liebe Doris,
ich freue mich, dass ich Dich für Pinterest begeistern konnte. Ich möchte diese visuelle Linksammlung nicht mehr missen. Meine Erfahrung ist, dass Pinterest im Vergleich zu anderen Social Bookmarking Tools eine gewisse Verspieltheit erfordert und für visuelle Menschen besonders ansprechend ist. Dementsprechend tummeln sich hier viele Menschen aus der kreativen Branche, gerne auch Interior Designer, die hier gut Mood Boards anlegen können z.B. http://pinterest.com/raumpotenzial/interior-decoration/
Mein Fazit: Eine inspirierende und leicht handzuhabende Möglichkeit der Linksammlung. Einziger Nachteil: Man braucht einen Twitter oder Facebook Account, um sich zu registrieren. Das liegt nicht jedem.