Steuerberater sind wichtige Dienstleister sowohl für Unternehmen als auch für Selbständige, Freelancer oder frei schaffende Künstler. Wie nutzen sie das Social Web, wie machen sie ihre „trockenen“ Themen Social Media-tauglich? Dazu gibt uns Norbert Bohle Auskunft, mein Twitter Follower Nummer 2000.
Als Exil-Kölnerin musste ich schon sehr schmunzeln, dass mein 2.000ster Follower auf @DoSchu ausgerechnet in der „verbotenen Stadt“ Düsseldorf lebt. Sofort recherchierte ich, was der Twitterkollege @NorbertBohle, laut Kurzinfo „kreativer Steuerberater für kreative Menschen“, treibt. Wunderbar: Ein aktiver Nutzer des Social Web in verschiedensten Facetten! Also bot ich an, ein Interview zu seinen Erfahrungen als Steuerberater im Social Web für die Blogserie „5 Antworten :: Social Media &…“ zu führen.
:1: Herr Bohle, wie haben Sie das Social Web für Ihre berufliche Kommunikation entdeckt?
Norbert Bohle: Als mich vor einigen Jahren ein Mandant auf das Businessnetzwerk Xing aufmerksam gemacht, habe ich gemerkt, dass ich dort erheblichen Nachholbedarf hatte. Meine Website war zu dem Zeitpunkt nicht mehr als eine Visitenkarte im Netz, ohne viel Informationen und Hintergrundwissen. Ich war damals nicht gut „aufgestellt“ im Internet und habe dann beschlossen, das umgehend zu ändern.
Wenn ich vorher gewusst hätte, wie viel Spass das Engagement im Social Web bringt, hätte ich schon viel früher damit angefangen. Aber besser spät, als nie. Ich bin ja auch schon ein älteres Semester und Männer können doch bekanntlich nicht mehere Sachen gleichzeitig bearbeiten. Deshalb habe ich alles schön nacheinander abgehandelt und stehe jetzt besser da als je zuvor. Dank des Mandanten weiss ich nun, dass Xing keine asiatische Vorspeise ist und das Postings dazu dienen Aufmerksamkeit zu erwecken und den Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Ich betreibe zurzeit zwei Webseiten mit unterschiedlichen Inhalten: stb-bohle.de sowie kuenstlerberatung-bohle.de. Dort schreibe des öfteren Blogbeiträge über alles, was mir gerade so einfällt. Ich dachte nicht im Leben daran, dass das einen Menschen interessiert. Da hab ich mich aber gewaltig geirrt!
:2: Welche Plattformen des Social Web nutzen Sie und zu welchem Zweck? Gibt es seitens Kunden oder Interessenten positive Rückmeldungen?
Norbert Bohle: Ich nutze neben meinem Blog aktiv Xing, Facebook und Twitter. Dort verbreite ich meine ganz persönliche Meinung zu den verschiedensten Themen. Das muss nicht unbedingt immer direkt was mit meinem Beruf als Steuerberater zu tun haben. Ich finde, dass es zurzeit keine bessere Möglichkeit gibt, um seine eigene Sichtweise publik zu machen, also tu ich das.
Ausserdem decke ich zum Beispiel damit hoffentlich auch einige Missstände auf, die unser Steuersystem tagtäglich hervorbringt, ich nenne das dann konstruktive Kritik. Leider lesen unsere Politiker diese Beiträge noch zu wenig, aber ich arbeite daran und werde sie hoffentlich noch zum Nachdenken bewegen können, wenigstens ab und zu.
Die Resonanz auf meine Aktivitäten ist gut, aber noch nicht sehr gut. Ich bekomme fast täglich Rückmeldungen, die ich mir dann sehr genau anschaue. Fanpost zu beantworten macht wirklich Freude, aber auch kritische Anmerkungen nehme ich mir zu Herzen.
Kurzportrait Norbert Bohle
„Wir reden Klartext und kein Fachchinesisch“ lautet das Motto des selbständigen Steuerberaters Norbert Bohle, der 1992 die eigene Kanzlei eröffnete. Seit 1995 ist er in Düsseldorf tätig und zählt neun Mitarbeiter zu seinem Kanzlei-Team. Neben allen anderen Kernaufgaben der Steuerberatung hat sich Bohle auf die Beratung von Künstlern sowie der IT- und Medien-Branche spezialisiert.
Norbert Bohle / xing / twitter / facebook
:3: Sind die engen gesetzlichen Vorgaben für Steuerberater ein Hemmschuh für Ihr Online- und Social Media-Engagement?
Norbert Bohle: Bitte was? Die Berufskammern und deren Richtlinien haben sich in den letzten Jahren diesbezüglich doch sehr weit geöffnet. Ich hatte wegen meiner Aktivitäten auf jeden Fall noch nie Schwierigkeiten. Aber vielleicht kommt das ja noch, wenn der Kammerpräsident dieses Interview liest ;-)
Ich hab schon immer das gemacht, was ich für richtig gehalten habe, ob mit oder ohne Kammer und ich kann das gut vor mir vertreten, weil ich zwar oft querdenke aber mich trotzdem an Recht und Gesetze halte. Ich gebe allerdings zu, dass ich die Steuerberaterkammer immer noch für zu konservativ halte, aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Wussten Sie eigentlich, dass die Geschäfte der meisten Steuerberaterkammern von Rechtsanwälten geführt werden?
:4: Sie verfolgen sicherlich die Aktivitäten der Datev – zuletzt Start der Datev Blogosphäre – geben sie damit ein Vorbild und ein Signal zum Aufbruch ins Social Web für Ihre Branche?
Norbert Bohle: Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Männer nicht mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen können. Das unterscheidet uns von Frauen, ich will jetzt nicht das Beispiel mit dem Einparken bringen. Nein, Datev-Blog habe ich bisher noch nicht genutzt. Wohl aber die aktuellen News der Datev auf meinem Smartphone, die ich regelmäßig verfolge und dann auch zum Beispiel über Twitter weiterverbreite. Das geht mit der heutigen Technik ziemlich leicht und ist von überall aus möglich, vorausgesetzt die Handyrechnung wurde pünktlich bezahlt.
Die Steuerberaterbranche ist im Umbruch, gerade die jüngeren Kollegen nutzen verstärkt die Möglichkeiten, die das Social Web bietet. Leider – oder soll ich sagen Gott sei Dank? – ist die Botschaft noch nicht bei allen Berufskollegen angekommen, das wird sich aber ändern, denke ich. Demnächst werde auch ich mich mit dem Datevblog befassen und dann darüber in meinem eigenen Blog berichten. Ich schicke Ihnen dann den Link per Twitter.
:5: Das mit dem Multitasking ist ja auch eher überschätzt… Welchen Social Medial-Kanal schätzen Sie persönlich am meisten und warum?
Norbert Bohle: Mein ganz persönlicher Favorit ist das Businessnetzwerk Xing, darüber habe ich schon sehr viele berufliche Kontakte geknüpft. Und Sie werden es nicht glauben, einige davon sind sogar echte Freunde geworden, und zwar im richtigen Leben.
Ich engagiere mich dort stark und bin Moderator einer Gruppe, der Düsseldorfer Runde – Beraternetzwerk NRW. Schauen Sie ruhig mal rein, denn es ist für jeden etwas dabei. Ich würde mich freuen demnächst vielleicht dazu ein Feedback von Ihnen zu bekommen, denn Frauen können ja bekanntlich mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen ;-)
Herzlichen Dank, Herr Bohle, für Ihre Erkenntnisse und Hinweise! Während des Interviews habe ich nur einmal den Twitterstream von Ihnen gecheckt :)
Illustrationen: DoSchu.Com u.a. mit Foto von © queidea – Fotolia.com (Klick auf Fotos zeigt Illustration vergrößert an)
Weitere Interviews der Serie:
„5 Antworten :: Social Media & …“ – Interview Serie im Blog
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