Facebook, YouTube, Instagram, ok Twitter – vielleicht auch Blogs. Das ist Social Media. So denken einige. Und unterschätzen das facettenreiche Social Web.
In Seminaren zeige ich gerne eine auf den ersten Blick sehr verwirrende Grafik. Sie ist bunt, und sie zeigt einige bekannte und viele unbekannte Logos. Das so genannte Conversation Prism ist eine von Brian Solis gemeinsam mit JESS3 aufwändig zusammengestellte Darstellung von Social Media-Plattformen – sortiert nach Themenfeldern, für die sie relevant sein können. Hier ein Ausschnitt daraus:
Diese Infografik wurde 2008 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Gerade wurde das Conversation Prism nach ein paar Jahren Pause neu aufgelegt.
Strategie: überall ein Profil?
Die typische Reaktion auf die Infografik Conversation Prism steht einigen TeilnehmerInnen in meinen Seminaren geradezu in den Augen:
„Und jetzt muss ich auf all diesen Plattformen für mein berufliches Projekt / meine Firma / meine Marke vertreten sein?“
Positiver Effekt der gezeigten Vielfalt: Die meist bereits gewählte Auswahl an Social Web-Diensten wirkt plötzlich machbarer. Und nein: Niemand muss sich bei all diesen abgebildeten Services ein Profil anlegen.
Auf den wichtigsten Plattformen empfehle ich die Anmeldung zum Schutz des Namens von Marke, Firma oder Einzelselbständigen. Bei manchen Profilen ist es sinnvoll einen Hinweis anzubringen, dass der Dialog und die Vernetzung auf anderen Plattformen fokussiert (verlinken!). Bei Twitter zum Beispiel ist es so, dass inaktive Zugangskonten gelöscht werden. Daher solltet ihr hier daran denken, immer mal wieder etwas zu posten, falls hier vorübergehend nur der eigene Name reserviert wird.
Wie die passende Social Media-Plattformen wählen?
Nehmen wir jetzt die große Vielfalt im Social Web aus der angesprochenen Infografik: Wo sind eure KundInnen / InteressentInnen aktiv? Wo haben sie Interesse sich mit euch zu vernetzen, etwas über euch zu erfahren? Das ist der Treiber für die strategische Auswahl der passenden Plattformen.
Es ist ja so, dass wir selten unbegrenzt Zeit und Ressourcen haben. Da hilft es sehr einen Fokus zu setzen. Wichtigster Parameter dabei: Die Menschen, mit denen wir den Dialog online führen wollen. Und je genauer wir wissen, was für unsere InteressentInnen oder KundInnen relevant ist von uns zu erfahren, umso effektiver können wir unser Budget einsetzen.
Wer das nicht weiss, kann Studien heranziehen oder die Marktforschung beauftragen. Darüber hinaus seid ihr immer gut beraten, wenn ihr direkt nachfragen könnt. Zum Beispiel:
- Im Newsletter (oder Kundenmagazin) eine kurze Online-Befragung starten, am besten über mehrere Ausgaben verteilt, wenn ihr noch einiges zu Inhalten erfragen möchtet (Tools für Befragungen zum Beispiel Google Formulare, SurveyMonkey)
- Die kurzen Online-Befragungen jeweils über die Website / das Blog / bestehende Social Media-Profile bekannt machen
- Die auf eure Zielgruppen zugeschnittene Werbemöglichkeiten von Facebook nutzen, um potenziellen InteressentInnen und KundInnen zu erreichen, die ihr in eurer Online-Befragung nach Präferenzen hinsichtlich Inhalte und Plattformen befragt
- Auf Events (inhouse, Branchenevents) das direkte Gespräch suchen und im Verlauf über Social Media zu sprechen kommen – auch hier wertvolle Hinweise auf relevanten Content sammeln
- Im Support- und Vertriebs-Team hospitieren und so euer Ohr für Themen und Fragestellungen der bestehenden und neuen Kundschaft öffnen
Selbstverständlich ist es darüber hinaus sinnvoll zu erforschen, was in eurem Segment als Standard an Plattformen genutzt wird. Bei diesen auf jeden Fall intensiv hinterfragen, ob ihr euch hier auch engagiert. Bitte nicht als me-too-Reaktion, sondern weil KundInnen oder InteressentInnen eure Präsenz dort schlichtweg erwarten.
Einige erinnern sich noch: Zu Beginn von Facebook legten Fans für ihre geliebten Marken Fanpages (so hießen damals die Facebook Seiten) an. Oder der Twitter-Kanal vom ZDF: Der entstand 2009 weil zwei Zuschauer, Marco Bereth und Michael Umlandt, Lust hatten, ihren Lieblingssender auf Twitter zu vertreten.
Content ist wichtig, darf aber nicht die Entscheidung bestimmen
Häufig höre ich von ganz anderen Entscheidungswegen hinsichtlich der Social Media-Plattformen. Klassiker: Unternehmen oder Einzelselbständige stellen den Content als Entscheidungs-Kriterium in den Fokus. Und denken damit zu kurz. Nur weil ich keine tollen Fotos für Instagram habe, lasse ich meine potenzielle Community dort links liegen? Dann gehört es auf die Aufgabenliste den Content zu entwickeln. Ganz ehrlich: Für passende Fotos findet sich schneller externe Unterstützung als für Texte!
Oder zum Beispiel YouTube: Diese Plattform gilt als Suchmaschine Nr. 2 nach Google.
„Ja, aber was mache ich da, wenn ich doch keine Videos habe, Frau Schuppe?“
Ok, Bewegtbild-Inhalte entwickeln ist aufwändiger als die gerade genannten Fotos für den Instagram-Kanal. Dafür bietet mir YouTube eine wunderbare Gelegenheit sogar ohne eigene Videos mit Content Curation aufzufallen. Indem ich für meine Community, InteressentInnen, KundInnen relevante Inhalte vorsortiere und in so genannten Playlisten aufbereitet anbiete. Die werden nämlich ebenso in den Suchergebnissen angezeigt!
Ihr seht: Das Content-Monster ist kein Grund, eine Plattform nicht zu nutzen, auf der ich meine Interessensgruppen antreffen kann.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Social Media ist Vielfalt erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Fotos / Illustration: DoSchu / DoSchu.Com mit Ausschnitt aus „Conversation Prism“ conversationprism.com
Hinweis: Es bestehen keine geschäftlichen Verbindungen zu den erwähnten Unternehmen und Marken.
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