Zum Jahresbeginn sprachen wir in der NEUES MACHEN-Runde über Kalender und auch den (wieder) populären Bullet Journals. Gerade wer wie ich für die Social Media-Kommunikation zuständig ist, kennt das Phänomen vor lauter Planungsintrumenten die Verfolgung persönlicher Ziele zu vernachlässigen. Das sollte sich mit meinem Journal 2017 ändern.
Und ja: Die digitale Doris setzt auf analoges Journaling! Jetzt ist es Ende Juni, daher passt ein Halbzeitbericht – und so könnt ihr jetzt noch einsteigen, um für 2018 euer passendes Journal zu entwickeln. Denn es geht hier um mehr als ToDo’s abzuhaken.
Journaling, Bullet Journals – was ist das?
Ich bin Fan von mobilen Apps zur Planung: ich nutze digitale Notizbücher als Wissenspeicher (Evernote) sowie Blogvorfluter und Ideensammler (Simplenote), meine Kalender-App erinnert mich an Termine, dazu jede Menge ToDo-Postits (Google Notes) und Planungs-Boards (trello). Aber das war noch alles nicht die richtige Kombination. Und vor allem: Wo blicke ich einmal zurück?
Vor ein paar Jahren entwickelte Ryder Carroll sein Bullet Journal und startete einen richtigen Trend. Auf der seiner Website erkärt wer wie es funktioniert: Bulletjournal – Get Started. Am Anfang steht ein Notizbuch, und zwar eines mit einem feinen Punkteraster auf jeder Seite. „Dotted“ sei das Papier, in dem dann die einzelnen Einträge fürs Journal notiert werden.
Ryder Carroll setzt den Einträgen für Aufgaben einen kleinen Punkt voran. Mit „–“ kennzeichnet er Gedanken, Beobachtungen oder Ideen; ein „O“ geht Events oder Geburtstagsterminen voraus. Wird ein ToDo erledigt, setzt Carroll „X“ auf den kleinen Punkt. Wird die Aufgabe verschoben markiert er diese mit einem „>“. Und wenn ein Termin für ein ToDo vereinbart wurde zeigt er das mit „<“ an.
Dazu gibt es noch den Index, wie ich ihn bereits in meinen früheren prä-digitalen Notizbüchern nutzte. Die ersten Seiten im Notizbuch hielt ich immer frei, um dort notieren zu können, wo im Buch interessante Themen zu finden sind. Zum Beispiel im Buch verteilte Notizen zu Aufträgen oder zum Lieblingsprojekt. Im so genannten Future Log hält Carroll fest, was er in den nächsten sechs Monaten bereits an Aufgaben oder Terminen sieht. Ähnlich in der feineren Planung des Monats bzw. der Tage (Monthly Log / Daily Log).
Obgleich ich Carrolls Systematik und Symbolik sehr faszinierend finde, konnte mich damit dann doch nicht anfreunden. Es war mir zu nüchtern. Zu sehr erinnerte es mich an ToDo-Listen, die nicht enden wollen. Zu viel Wiederholung.
Anregung von Coworker Markus
In der eingangs angesprochenen NEUES MACHEN-Runde stellte Coworker Markus Coenen sein Journal-Projekt vor. Und das hat mich dann richtig motiviert, mein eigenes Journal zu finden. Markus teilt sein Jahr in 4 Quartale auf und notiert in diesen jeweiligen 90 Tage Journalen, was seine Ziele sind, was ihm wichtig ist, wer ihm wichtig ist. Ihr seht, das geht schon über das oben skizzierte Bullet Journal hinaus.
Denn zum 90-Tage-Start hält Markus inne und denkt darüber nach, welche Vision sein Leben beschreibt. Er legt seine Ziele fest und klärt für sich daran seine Leitwerte und Leitätze, die ihn dann in den nächsten 3 Monaten (beg)leiten sollen. Denn mit dieser Vorbereitung im Kopf (und zum Nachschauen) plant Markus seine Monate, Wochen und Tage. Darin mögen dann auch ToDo-Listen stecken, mehr aber Einträge zu „Meine Menschen“, „Meine Challenges“, „Mein Ding der Woche“, …
Im Journal wird jede Woche, jeder Monat und das Quartal in einer Rückschau betrachtet. Das fand ich sehr gut. „Was ich mir aus dieser Woche merken möchte“ ist ein prima Ansatz. Favorit auch die Rubrik „Diese 3 Worte stehen für meine Woche“. Wie sagt es Markus: „Du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, an welchen Stellen du gut bist, wo deine Probleme liegen und wie du weiter an deiner Zufriedenheit arbeiten kannst.“
Mein eigenes Journal
Mit Markus Journalbuch habe ich angefangen, dann nach einem Monat festgestellt, ich brauche da noch mal ein eigenes, zum Teil reduziertes Journal. Es ist enorm hilreich mit diesem 90 Tage Journal anzufangen, dann festzustellen, passt das eine oder andere tatsächlich zu mir. Im Ausfüllen dann zu bemerken, was für mich wichtig wäre. Vor allem: Welche Zeit gestehe ich mir für das Journal zu. Sind es zu viele Eintragsoptionen, hatte ich ein schlechtes Gewissen, und das braucht mein Journal nicht!
Es wäre sicherlich schön gewesen, mit dieser Journal-Struktur in der Startphase meines Projekts auf Mallorca zu arbeiten. Mit dem Notizbuch analaog/digital stellte ich mir manche Frage nicht, die ich durch Markus‘ Journal entdecken konnte. Zum Beispiel täglich nachzufragen, wie mein Tag war. Oder wofür ich diesen Tag dankbar bin. Oder habe ich schon was in dieser Woche an meinem Ziel für diesen Monat gearbeitet? Einiges erinnert an das auf Achtsamkeit bedachte Five Minute Journal, falls ihr das kennt.
Mein persönliches Journal ist eines der dünnen Moleskine-Notizhefte in Din A5 – in mattschwarz oder bunt. So passt es in meine Tasche und bringt kaum Gewicht mit. Das Papier ist angenehm weich und lässt sich perfekt mit Kuli oder Bleistift beschreiben. In meinem Journal gibt es zu Beginn des Heftes eine ‚What makes you happy?‘-Grafik – um daran orientiert wie Markus so genannte Challenges zu entwickeln, die mich regelmäßig daran erinnern, Dinge zu tun, die hier notiert sind. Die Anregung dazu erhielt ich durch die Speisekarte für die Seele – Was nährt mich von Ulrike Hirsch.
Learnings zum eigenen Journal
Mein Journal darf mich nicht unter Druck setzen. Dann vernachlässige ich es „bis ich mehr Zeit dafür habe“. Daher entwickelte ich ein eigenes Journal-Raster, das mich mit den Einträgen und Fragen anregt, die ich gut bewältigen kann.
In meinem Journal darf ich nicht zu viel Zeit mit dem Ausschmücken einzelner Punkte aufwänden. Mein Gehirn denkt nach der mehrfachen Übertragung auf andere Tage: „Nach so viel Beschäftigung ist der Punkt ja wohl erledigt“.* Daher gibt es bei mir eine Bubble List an der Seite zur Wochen-Doppelseite (Mir gefiel Bubble besser als Bullet).
(* Das ist übrigens ein Phänomen, das ich von ellenlangen ToDo-Listen alter Zeiten kenne: Nachdem die Punkte so oft wieder auf neue ToDo-Listen übertragen wurden, fühlten sie sich nicht mehr so wichtig an. Kennt das jemand?)
Ich brauche Farbe in meinem Journal. Derzeit male ich mir mein Raster mit einem bunten Stift (bunter Kugelschreiber ist am besten, da er nicht auf die anderen Seiten durchschlägt im Moleskine-Heftchen). Die Einträge schreibe ich mit Bleistift oder schwarzem Kuli. Die Anregung von Markus, etwas in Bildern festzuhalten, habe ich für die Wochen-Review übernommen. Neben den 3 Wörtern zur Woche gibt es noch das Bild zur Woche.
Die Challenges finde ich ausgezeichnet. Da sollte ich jedoch länger dran bleiben. So fühlte ich mich nach den ersten drei Monaten schon gestärkt genug, täglich mindestens 10 Minuten zu meditieren. Nachdem es kein Challenge-Eintrag mehr im Journal war, stellte ich jetzt im Juni fest, dass ich die Meditation ein wenig aus den Augen verlor. Es dauert halt manchmal länger, schöne Dinge zur Routine zu machen.
Mit Inspiration zum eigenen Journal
Es lohnt sich, ein Journal zu entwickeln und weiter zu entwickeln. In kürzeren Abständen erinnere ich mich daran, was mir wichtig ist, welche Menschen mir wichtig sind, welche schönen Momente ich erlebe. Und auch wo ich allen beruflichen Herausforderungen zum Trotz für mich Platz halte.
Ich empfehle ein Journal zu finden oder zu entwickeln, dass eine individuelle Struktur hat. Sehr hilfreich sind dazu auf jeden Fall bestehende Ansätze wie Ryder Carrolls Bullet Journal bzw. das deutlich detailliertere 90 Tage Journal von Markus Coenen.
Auf Plattformen wie Instagram oder auch Pinterest veröffentlichen viele ihre Journals. Dort habe ich mir auch das eine oder andere angeschaut. Daher schließe ich den Beitrag mit einem enorm kreativen Journaling als Anregung. Ihre Bullet Journal-Kunst dokumentiert AmandaRachLee in ihren monatlichen Videos.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Halbzeit Journaling 2017 erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Fotos: DoSchu / DoSchu.Com
Hinweis: Dieser Beitrag entstand aus freien Stücken und wurde nicht bezahlt; für den eigenen Test stellte mir Markus Coenen eine Entwicklungsversion seines 90 Tage Journals zur Verfügung.
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