Wann hast Du zuletzt Deiner Tante, dem Onkel, Deinen Eltern oder gar Großeltern erklärt, wie das digitale Leben so tickt?
Einige Termine bei Ämtern können nur noch online vereinbart werden. Bei Banken verlagert sich die Kommunikation auf den Geldautomaten oder das Online-Banking. Oder: Das Check-In zu einer Flugreise – bei mancher Airline am Schalter nur gegen Zahlung hoher Zusschläge möglich. Wie schlagen sich da eure Verwandten durch?
Machen oder helfen?
Also Hand aufs Herz: Wann hast Du das letzte Mal bei ähnlichen Situationen wie dem Check-in zur Flugreise zu den Eltern gesagt: „Ich mach das schon, pack schon mal den Koffer weiter“?
Bereits als Teenie lernte ich bei den Pfadfinder*innen in einer Gruppe mit Rolli & Co.: Eingreifen und „schnell machen“ ist Bevormundung und bringt auf lange Sicht keine positive Veränderung. Viel wichtiger ist die respektvolle und unterstützende Hilfe zu Selbsthilfe. In einem Land, in dem die Kanzlerin am 19. Juni 2013 in einer Pressekonferenz sagt, „Das Internet ist für uns alle Neuland“, kann quasi niemand etwas dafür, von Digitalien keine Ahnung zu haben. Ok, das war 2013. Wir hatten gerade Neujahrsfest, jetzt schreiben wir das Jahr 2019, Facebook feierte gerade den 15. Jahrestag – und alle immer noch so Neuland?
Ich greife noch mal das Flugthema auf. Es ist schon die höhere Schule auf diesen Check-In-Seiten vor lauter Angeboten zu Übernachtung, Mietwagen oder Zusatzversicherungen den Fokus des Eincheckens im Auge zu behalten. Wir helfen hier am Ferienort in unserem Coworking Space ab und an dabei – und stellen fest, wie es oft einfach an grundlegendem digitalen Verständnis fehlt. Denn klar gibt es viele Menschen, die in ihrem Leben lange Zeit gut ohne Digitalien durchkamen.
„Fehlermeldung“ SMS
Im Zuge des Abbaus von realen Kontakt-Schnittflächen wird das jedoch schwierig. Und führt zu Ansprachen, die ungewohnt sind, gar Angst machen. Hätte ich auch nicht gedacht, daher mal das folgende Beispiel SMS. Jedes Mal, wenn der Mobilfunk-Provider (trotz zuvor vereinbarter Schweigepflicht und klarer Ansage der Kommunikation ausschließlich an meine Mail-Adresse) eine SMS ans Handy meiner Mutter sandte, erschrak sie.
Die SMS empfand sie als Fehlermeldung des Telefons, weil sie etwas falsch gemacht hat. Mangelnde Vertrautheit mit elektronischen Geräten in unserem Umfeld schüchtert eben ein. Mit der Nachricht konnte sie in punkto Fehlverhalten dann so gar nichts anfangen, eine gewisse Panik hörte ich im Anruf durchwabern. Für uns sind SMS total normal, für Menschen aus der Zeit der Schnurtelefone weniger.
Es ist nicht einfach hier Hilfe zur Selbsthilfe aufzubauen, und manchmal weiss man gar nicht wo anfangen, also auf welcher Grundlage starten. Wir haben sehr langfristig als Geschwister meine Mutter an das Thema SMS herangeführt.
Nimm Dir Zeit
„…und nicht das Leben“ (interessant wo der Spruch her kommt: manteufel.photos/spruch-des-tages-nimm-dir-zeit-und-nicht-dein-leben/) – ein Spruch aus meiner Kindheit, wichtiger denn je.
In der heutigen Zeit haben viele von uns Berufstätigen leider oft zu wenig Freiraum um uns die Mühe zu machen, Verwandte die digitale Welt, in der wir uns wie Fische im Wasser bewegen, nahe zu bringen. Wer zeigt schon mal, mit was ihr euch im Internet so beschäftigt, erklärt verständlich den Nutzen, den ihr daraus zieht? Regelmäßig hier immer mal wieder Einblicke zu geben, wo es passt, ist eine gute Unterstützung. Das baut langfristig Kompetenzen auf, hilft digitale Situationen besser einzuschätzen und baut Ängste aus Unwissenheit ab.
Es ist schon cool, Tablets an Eltern und Großeltern zu verschenken. Dann fehlt es „nur“ noch für diese leistungsfähige Höllenmaschine die nützlichen Einsatzszenarien zu sehen und zu verstehen. Schenkenden ist die Anwendung oft völlig klar auf ihrem komplett anderem Erfahrungshintergrund. Andere werden es vielleicht als hübsch buntes Tablett mit wechselndem Design für die Kaffeetasse und Kekse annehmen (ihr erinnert euch doch sicherlich noch an den köstlichen Sketch mit Martina Hill, die den Vater fragt, wie er mit den Apps auf dem Tablet klarkommt… youtube.com/watch?v=nPGY2T9r1Ok).
Sharing is Caring
Ok, vielleicht rede ich mich hier einfach, denn als digital Interessierte der ersten Stunde in den späten 1980ern war es für mich normal, nahezu allen Menschen in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld den Computer und insbesondere das noch neuere Wesen Online zu erklären. Ja, Information Sharing – das habe ich schon damals gemacht statt dem typischen Information Hiding. Ein bisschen auch aus Eigennutz: Denn als Frau wollte ich nicht länger nur mit Jungs online sein…
In der Anfangszeit des heute so allgegenwärtigen Social Web suchte ich nach einfachen Vergleichen im realen Leben, um die neuen Möglichkeiten niedrigschwellig zu vermitteln. So verglich ich zum Beispil einen Twitter-Post mit einem kleinen Zettel an einer Pinwand im Eingangsbereich eines Hauses. Begrenzter Platz für die Nachricht, mehr oder weniger öffentlich einsehbar.
Die digitale Version ist dagegen so viel wirkungsvoller: Mit Twitter (oder anderen elektronischen Tools) kann ich das Zettelchen nicht nur in meinem Hausflur ankleben, ich kann es auch für andere Häuser sichtbar machen. Ja sogar mit Stichworten (Hashtags) versehen, damit es eine Person irgendwo auf der Welt finden kann, die sich genau für diese Nachricht interessiert.

Macht mit, macht fit!
Das Schluss mit „Neuland“ fängt auch in unserem Umfeld an. Daher rufe ich euch ermunternd zu:
Macht mit und teilt eure Medienkompetenz mit den Menschen in eurer Umgebung, im Job, in eurer Familie.
Teilt euer Wissen in geladenen oder spontanen Ask Me Anything-Sessions. Euer Erfahrungsschatz ist so gross, da braucht ihr keine Vorbereitung und könnt gut die Fragen beantworten, die sich andere Menschen stellen. Wir machen mit solchen FAQ-Events bei uns im Space sehr gute Erfahrungen.
In den Links habe ich euch ein paar Angebote zusammengetragen, die helfen, mit den nützlichen Seiten Digitaliens leichter vertraut zu werden. Schreibt mir eure Erfahrungen!
Links zur Inspiration
Für eure Motivation mit Verwandtschaft und Co. über Computer und Internet zu quatschen:
- Jeff Jarvis: „The kids are alright. Grandpa’s the problem.“ medium.com/whither-news/the-kids-are-alright-grandpas-the-problem-c99a0891e22d
- Senioren zocken „Wir sind die Senioren die keine Angst haben vor dem Unbekannten. Die Zukunft ist spannend!“ • Youtube Kanal SeniorenZocken youtube.com/channel/UCLwZDUuQ7HpVA-QBE9fFdhQ/ • Instagram Senioren.zocken instagram.com/senioren.zocken/ • Twitter @SeniorenZocken twitter.com/SeniorenZocken
- Spannende Angebote des Münchner Mediencenter 50plus wie Club für regelmäßige Weiterbildung, Telefonservice mit Fernwartung, Sicherheits-Blog und -Newsletter oder Reisen Mediencenter 50plus mc50plus.de
Verständliche Anleitungen, die dabei helfen neue Technologien sicher zu nutzen (nach Erfahrung auch für manch erfahrene Hasis interessant):
- In unserem Blog zum Coworking Space haben wir über sichere Passworte gebloggt sowie erklärt, wie mit Anrufen wegen Sicherheitsproblemen umgehen: „Datenklau – Tipps zum Schutz“ rayaworx.eu/blog/post/datenklau-tipps-zum-schutz
- Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) informiert über öffentliche WLAN-Zugänge und wie sie sicher zu nutzen sind bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/DigitaleGesellschaft/FremdeWLAN/fremdeWLAN_node.html
- Von der Europäischen Union im Projekt Klick Safe angebotene Leitfäden zur Privatsphäre in digitalen Netzwerken klicksafe.de/service/schule-und-unterricht/leitfaeden/
- Interaktives, spielerisches Vertrautmachen mit Internet, sicheres Surfen und Social Web bietet der Internet ABC-Surfschein internet-abc.de/kinder/lernen-schule/surfschein/
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Macht mit: Macht fit für Digitalien und Neuland! erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Fotos/Screenshots: DoSchu / DoSchu.Com • Illustrationen mit canva.com; Hinweis: Der Beitrag erschien aus freien Stücken und ohne Bezahlung der erwähnten Services.
Like it? Share it!
Ein guter und wichtiger Punkt, den Du da ansprichst! Im Miteinander und Füreinander ist’s nicht immer einfach, aber letztlich doch immer wohltuend – für beide Seiten. Und wenn ich bedenke, welche Freude meine Mutter z.B. an Instagram hat und wieviel Freude sie dort auch verbreitet und positives Echo erhält, dann lohnt sich jedes Erklären doppelt und dreifach.
Auf jeden Fall! Danke für das schöne Beispiel :)