Das für den deutschen Sprachgebrauch so schwierige Wort schreibt sich Hashtag. Und nein, es gibt kein deutschsprachiges Wort, dass sich dafür durchgesetzt hat. Im letzten Seminar stellte ich neuerlich fest: Dieser Aspekt von Social Media ist noch lange kein Allgemeinwissen. Besonders fragen sich viele, wie sie „richtige“ Hashtags finden können.
Das Kunstwort Hashtag kombiniert tag (Markierung) mit der englischen Bezeichnung für das Zeichen # also hash (in hiesigen Landen Raute, Rautezeichen, Doppelkreuz oder Lattenzaun genannt). Es als geläufig zu bezeichnen wäre zu viel des Guten, obwohl es sich spätestens seit den Festnetz-Tastentelefonen in unserem Gesichtsfeld befindet. Leidgeprüfte Telefonkonferenz-Einwahl-Erfahrene dagegen, aber ich schweife ab.
In der Kombination wurde damit eine Stichwort-Funktion entwickelt, die zunächst auf Twitter, später auf Google+, dann Instagram und inzwischen auf Facebook erlaubt, Inhalte mit Schlagworten zu versehen.
Denn der Hashtag war damals die Antwort auf die Frage, wie können NutzerInnen ihre Tweets so markieren, dass sie diese schneller thematisch passend wiederfinden und gleichzeitig dafür ein Schriftzeichen verwenden, das auch auf einem normalen Handy gut nutzbar ist. Social Media-typisch erfand nicht die Plattform Twitter diese Funktion: Ein Nutzer namens Chris Messina ersann 2007 das Konzept und machte den Vorschlag.
Hashtag als Recherchemittel
So kam mit dem Hashtag ein sehr wirksames Werkzeug für die Erschließung enormer Mengen an Inhalten in die Welt Digitaliens. Für Menschen, die viele Informationen aufsaugen wie BloggerInnen oder JournalistInnen sind Hashtags wunderbare Recherche-Tools. Hashtags kennzeichnen zum Beispiel gut wiederauffindbar:
- Themenbezogene Inhalte – #coworking, #FutureOfWork, #mindfulness, #SocialMedia, …
- Ortsbezogene Posts – #Köln, #Mallorca, #München …
- Aktuelle Ereignisse – #News, #Aleppo, #Dieselgate, #Seenotrettung …
- Sport-Ereignisse* – #bundesliga, #ChampionsLeague, #Olympia, #SuperBowl …
- Post über TV-Serien – #DSDS, #GameofThrones, #Tatort …
- …
Für 2017 in Deutschland ein wichtiger Hashtag: Posts rund um die anstehende Bundestagswahl werden gerne mit #BTW2017 gekennzeichnet. Die Recherche via Hashtags funktioniert ganz einfach durch den Klick auf eines dieser Stichwörter (Facebook, Google+, Instagram, Twitter). Darüber hinaus kann auch mit der Suchmaschine nach derart markierten Inhalten gesucht werden.
Hashtag als Stilform
Was mir neben der praktischen Recherche-Unterstützung sehr gefällt ist die Wortkunst, die mit Twitter und den Hashtags entwickelt wurde. Ein Hashtag steht so gerne mal für viele Worte. Oder für ein Lebensgefühl. Oder für eine Gegenöffentlichkeit… Ein paar Beispiele:
#ThrowbackThursday / #FlashbackFriday kennzeichnen Posts, die einen längeren Rückblick geben oder kurz an einen bestimmten Moment erinnern.
#firstTweet schreiben häufig neue Twitter-Profile als Markierung an ihren ersten Tweet, den sie auf ihrem Kanal posten (ja, es kommen immer noch neue Twitterati hinzu).
#keinBock #ichmussaber #egal drückt so viel aus mit wenigen Worten.
#caturday ist die Kombination von cat und saturday, hier finden sich viele Katzenfoto, die an einem Samstag als Post erscheinen (im Social Web dominieren bekanntlich die Katzen).
Schwer heute. #wattebauschkunststapeln #pantwitterspiele pic.twitter.com/Qc0ObsVdos
— Johanna (@zw2stuehlen) 10. August 2016
#pantwitterspiele wurde zur Zeit der olympischen Spiele* als kreativer Protest genutzt – „Es wurde gebastelt, gezeichnet, animiert, gefilmt, gedichtet, fotografiert, getextet, teilweise mit vollem Körpereinsatz. Ein Ausbund an Kreativität“, urteilen die ‚Herbergesmütter‘ Anke von Heyl, Ute Vogel und Wibke Ladwig.
Hashtag als Konferenz-/Event-Marker
Genauso wie Hashtags helfen, Facebook-Posts, Tweets, Instagram-Fotos etc. zu einem speziellen Thema aufzufinden, können wir damit perfekt Posts zu Veranstaltungen markieren. So besteht die Möglichkeit, sowohl die Veröffentlichungen des Veranstaltenden als auch der Teilnehmenden in einer Social Media Wall zusammenzufassen.
Beispiele für solche Event-Hashtags:
- #afbmc – All Facebook Marketing Conference
- #cowork17 – Cowork Coworking Konferenz
- #next17 – next conference
- #rp17 – re:publica
- #smcmuc – Social Media Club München
- #sxsw – South by SouthWest Conference & Festivals
9 Tipps für Hashtags
- Ein Wort oder eine Wortgruppe werden zum Hashtag durch das Voranstellen des hash. Sowohl zwischen dem Rautezeichen als auch zwischen einzelnen Worten einer Wortgruppe weder ein Leerzeichen noch ein Sonderzeichen wie einen Bindestrich setzen! Die Funktion des Stichworts endet sobald so ein trennendes Element auftaucht. (Früher galt das ebenso für Umlaute, inzwischen sprach sich auch bis US-Amerika herum, dass es wichtige Sonderzeichen im Alphabet gibt.)
- Erfindet keinen Begriff, der mit einer Ziffer oder Zahl beginnt. Zu den erlaubten Zeichen im Hashtag gehören auch Zahlen, nicht aber zu Beginn des Stichworts. Am Ende könnt ihr wie bei Konferenzen typisch die Ziffern für das aktuelle Jahr anhängen – wie „17“ oder auch „2017“ in diesem Jahr.
- Bei Wortgruppen empfiehlt es sich, einzelne Wortanfänge durch Grossbuchstaben kenntlich zu machen. Das lässt Lesende den Begriff oder die Phrase rascher verstehen. Technisch wird kein Unterschied zwischen #relaxandwork, #relaxANDwork oder #RelaxAndWork gemacht.
- Sucht vor dem flächendeckenden Einsatz auf Twitter und in Suchmaschine nach dem gewünschten Hashtag. Abkürzungen zum Beispiel für eine Konferenz können durchaus bereits für andere (ungewünschte) Themen als Stichwort dienen.
- Verfolgt das Blog von Instagram, das über aufgefallene Hashtags auf ihrer Plattform berichtet. Instagram veranstaltet zudem wöchentlich das Weekend Hashtag Project WHP und ruft Instagram-Fans auf, aktuelle Fotos zu dem jeweiligen Thema zu posten.
- Verwendet Hashtags jeweils so wie es auf den verschiedenen Social Media-Plattformen üblich ist: aktuell 1 Stichwort in einem Facebook-Post, 1-2 auf Snapchat Snap, 2-3 bei Updates auf Google+ oder Twitter, 5-7 bei Instagram.
- Nutzt auf Twitter die Hashtags #FF / #FollowFriday, um andere gute Twitter-Profile zu empfehlen. Wie der Hashtag verrät, geschieht dies an einem Freitag. Guter Stil ist es dabei kurz zu erläutern was diesen Twitter-Kanal als besonders abonnierbar auszeichnet.
- Falls ihr vergessen habt, für euren Event einen Hashtag zu entwickeln, schaut ob eure TeilnehmerInnen einen nutzen! Am besten funktionieren Veranstaltungs-Hashtags, wenn ihr diesen bereits im Vorfeld kommuniziert und auf Eintrittskarten, Website, Poster, Namensschildern, Social Media-Posts und Programm-Flyern zeigt.
- Bitte kein Spamming! Nutzt bekannte Hashtags nur, wenn diese zu eurem Thema passen. Hashtag-Surfing auf aktuell sehr interessanten Stichworten bringt euch nur schlechtes Karma und negative Wahrnehmung.
* Apropos Olympia: Hier schrieben die olympischen Spiele in Rio letztes Jahr Social Media-Geschichte. Das Internationalen Olympischen Komitees stellte bestimmte Hashtags unter Markenschutz, um sie nur der offiziellen Kommunikation und den Sponsoren vorzubehalten. Guter Lesestoff dazu ist die rechtliche Einordnung dieses wenig olympischen Gedankens von Thomas Schwenke.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Häschtec? Was, warum und wie erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Fotos: DoSchu / DoSchu.Com mit canva.com; Illustrationen mit Screenshots von Social Wall AFBMC sowie Facebook- und Twitter-Suchen
Hinweis: Der Beitrag wurde aus freien Stücken ohne finanzielle Unterstützung verfasst.
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2 thoughts on “Häschtec?! Was, warum und wie”
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