„Können Sie einen Social Media-Workshop in leicht zu verstehender Sprache halten?“, fragte jüngst eine Interessentin. Es ging um einen internes Seminar für deutschsprachige Mitarbeiter:innen aus den europäischen Niederlassungen. Im Gespräch wurde mir klar, wie wichtig es ist über ‚einfache Sprache‘ zu sprechen. (Und daran immer wieder zu denken.)
Ok, eigentlich Kernelemente eines Seminars oder Workshop sollte man denken: Verständlich erklären. Anschaulich sein. Praktischen Nutzen aufzeigen. Schon im Studium hasste ich es, wenn sich ‚Expertise‘ hinter Fachwörtern verschanzte.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Mach’s einfach – gut für Social Media erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Guten Gewissens bejahte ich die eingangs erwähnte Frage. Mein Social Media-Seminar für Mitarbeiter:innen aus Osteuropa bei einem Institut wurde so positiv aufgenommen, dass die Teilnehmenden mir sogar Geschenke machten. Meine natürliche Art über Facebook, Instagram, Twitter, YouTube & Co. zu reden fällt auch in den Abschlussgesprächen meiner Seminare an der Akademie der Bayerischen Presse immer wieder auf: „Sie erklären das so…, so verständlich. Und so anschaulich praktisch.“
Fachchinesisch grenzt ab – und aus
Mit Fachbegriffen kann sich jede:r eine vermeintlich unangreifbare Mauer aufbauen: Jeder Bereich, mit dem wir uns befassen, hat sein Vokabular. Worte, die in dem konkreten Zusammenhang eine bestimmte Bedeutung haben.
Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an ‚Sprachen‘, die wir als Kinder kennenlernten? Sehr spezifische Worte in den verschiedenen Sportarten oder die Jägersprache, die jeweils nur für ‚Eingeweihte‘ verständlich sind. Aus der Sprachwelt der Jagd stammt beispielsweise der Ausdruck Löffel,* wenn sich Kinder ‚etwas hinter die Löffel schreiben‘ sollen.
Untereinander sind diese Sprachen wichtig für die präzise Verständigung – wir leben in einer Welt mit enormer Wissensmenge und vielen Spezialisierungen. Daher wissen mit Social Media vertraute Menschen was gemeint ist, wenn jemand salopp sagt: „Ich möchte herausfinden, wie mein Post performed.“** Aussenstehende oder Neulinge stolpern da schon an der bunten Mischung zwischen Deutsch und Englisch.
Ich gebe es zu: Ich spreche und schreibe nicht konsequent mit deutschen Begriffen aus dem Social Media-Umfeld. Allein weil ich die Übersetzung von ‚Social Media‘ mit ’soziale Medien‘ als wenig treffend empfinde. Das sehe ich nicht alleine so:
„Der Begriff Social Media ist so tautologisch wie der sprichwörtliche weiße Schimmel. Schließlich sind Medien immer sozial – weil sie Mitglieder der Gesellschaft miteinander verbinden. Gemeint ist in diesem Fall eine ganz besondere Gesellschaft, nämlich die virtuelle Gemeinde im Web 2.0.„
Cornelia Geissler in Social Media? / Harvard Business Manager
Rasche Entwicklung bringt Sondersprachen
Wir erleben in unserem Jahrhundert sehr viele neue Entwicklungen und Technologien, und mit ihnen entstehen entsprechende Spezialisierungen und Wortschätze. Da viele Informationen rund um Social Media aus dem englischsprachigen Raum zu uns dringen, ist es wichtig, viele Begriffe in dieser Sprache zu verstehen. Daher verwende ich durchaus englischsprachige Bezeichnungen, erkläre deren Bedeutung – und nicht nur einmal. Dieses nahezu unvermeidbare Sprachgemenge ist einer der Gründe, warum ich vorwiegend Workshops oder Seminare mache, aber wenig Webseminare (Online-Seminare). Online kann ich nicht so leicht erkennen, ob in den Gesichtern der Teilnehmenden gerade Fragezeichen in den Augen stehen.
Wie ich es oben ähnlich formulierte: Mir ist es wichtig, dass die Seminarinhalte verstanden werden. Damit Teilnehmende für ihre individuellen Arbeitswelten praktische Anwendungen erkennen und entdecken. Sehe ich Stirnrunzeln, erkläre ich das gerade Gesagte noch einmal mit anderen Worten. Oder mit einem anderen Beispiel. Oder frage, ob jemand mit einer anderen Erläuterung beitragen kann, die für die Gruppe verständlicher ist.
Mit zu den schönsten Erfahrungen gehört, wie in mehrtägigen Seminaren an der Akademie der Bayerischen Presse die Seminargruppe zusammenwächst. Das entstehen wertvolle Kontakte, die quasi ‚im gleichen Boot‘ sitzen als Social Media-Verantwortliche im Unternehmen. Oft besteht innerhalb der eigenen Firma (noch) keine Möglichkeit, sich mit Social Media im Team zu befassen. Dann können Themen oder Fragen mit Kontakten aus dem Seminar diskutiert oder geklärt werden. Sehr lobenswert: Über alle Social Media Manager-Seminare hinweg gibt es eine Facebook Gruppe von der Akademie der Bayerischen Presse.
Leicht oder einfach?
Einfache Sprache ist übrigens nicht zu verwechseln mit „Leichte Sprache“. Seit 2006 gibt es das Netzwerk Leichte Sprache und arbeitet an Regeln, die Texte als in ‚leichter Sprache‘ formuliert auszeichnen. Wer sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt, wird die Vorgaben für leichte Sprache kennen; dazu zählen zum Beispiel:
- Texte sind in kurzen Sätzen verfasst.
- Auf Fremdwörter oder Fachwörter wird verzichtet, es werden einfache Worte gewählt.
- Es werden keine Abkürzungen verwendet.
- Texte werden mit vielen Absätzen und Zwischenüberschriften gegliedert.
- Bilder werden eingesetzt.
- Menschen mit Lern-Schwierigkeiten haben den Text geprüft.
Das klingt schon sehr nach guten Tipps rund ums Schreiben für Blogbeiträge oder Social Media-Posts, oder? Mit unserer Kommunikation wollen wir andere Menschen erreichen: Mach’s einfach! Schriftlich und zeitversetzt wie in Social Media ist das eindeutige und leicht zu verstehende Formulieren eine Herausforderung. Daher lohnen hier alle Bestrebungen, verständlich zu kommunizieren.
Es muss ja nicht gleich die oben vorgestellte ‚Leichte Sprache‘ sein. Eine einfache Sprache hilft viel. Im Seminar testen wir das zum Beispiel mit Vorlesen. Kann jemand den eigenen Post nicht vorlesen, dann gehört der Text in die Überarbeitung. Wenn Zuhörende den (kurzen!) Text nicht verstehen genauso. Mit der Neufassung solcher Posts stellen wir immer wieder fest, dass wir deutlich klarer und treffender formulieren können.
Das ‚kostet‘ halt manchmal etwas Zeit – Zeit, die wir für Kundschaft oder Interessierte und unser Image investieren, wohlgemerkt.
Ich freu mich, Ende Juni im Social Media Manager-Seminar wieder mit einer Gruppe über diese und andere Themen zu diskutieren.
PS: Ach ja, der Workshop bei dem eingangs erwähnten Unternehmen – fand statt und verlief erfolgreich.
* Die Ohren des Hasen werden auch als ‚Löffel‘ bezeichnet.
** Übersetzung: Ich möchte herausfinden, welche Resonanz und Reichweite mein auf Facebook veröffentlichter Beitrag erhält.
Fotos: DoSchu (Chalkart: Renato del Solar, Es Llombards, in den Strassen von Santanyí, Mallorca)
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