Konferenzen in den USA habe ich gerne im Blick. Und manchmal ergibt sich die Gelegenheit zu einem Gespräch über die Erfahrungen drüben am anderen Ende des großen Teichs. So wie jetzt mit Michael Klöpper, der die Pubcon besuchte.
Pubcon ist eine jährlich stattfindende Konferenz rund um „Internet Search Engine & Social Media Marketing“ mit begleitender Ausstellung im schillernden Las Vegas. Ja, dort finden jede Menge seriöse Fachveranstaltungen statt, wie die Consumer Electronics Show CES oder die SAP TechEd die einige vielleicht kennen. Aber hören wir doch von Michael Klöpper, welch glitzernde Erkenntnisse für das tägliche Brot des Social Media Managers zu finden waren.
Lieber Michael, gerade aus Las Vegas zurück: Mit welcher konkreten Zielsetzung bist Du zur PubCon gefahren?
Michael Klöpper: Mein Arbeitgeber, die Verlagsgruppe Ebner, befindet sich in einem konzertierten Wandel – von einem 200 Jahre alten traditionell-klassischen Verlag zu einer digitalen Mediengruppe mit Fokus auf eCommerce. Alle sinnvollen und zukunftsfähigen Techniken der digitalen Welt und des Online-Marketing werden dabei systematisch genutzt. Ein Blick in die Zahlen zeigt mir, das gelingt uns ganz gut.
Wir haben immer ein Auge auf die USA, nicht nur wegen unserer dortigen Niederlassung. Gibt es Ideen, Taktiken, Techniken in den USA, die für uns nützlich sind? Höre ich von neuen Firmen oder Startups, die für uns hilfreich sein können? Die meisten Technologien und Netzwerke haben ihren Ursprung in den USA – und wir wollen frühzeitig wissen, was sich jenseits des großen Teiches so entwickelt.
Über meinen Interviewpartner
Michael Klöpper ist Head of Social Media bei der Verlagsgruppe Ebner (Ulm) und zugleich als Transaction Editor in Sachen Marktbedarfsanalyse und Online-Marketing aktiv. Zuvor sammelte er als Online-Redakteur und Community Manager Erfahrungen im Online- und Social-Business. Die Verlagsgruppe Ebner mit Hauptsitz in Ulm hat mehr als 80 Fachzeitschriften, 40 Online-Portale und 13 Online-Shops im Portfolio. Neben weiteren sieben Standorten in Deutschland ist die Verlagsgruppe weltweit mit 18 Niederlassungen von New York bis Tokio vertreten.
Kontakt zu Michael Klöpper • LinkedIn • Xing
Was konntest Du für Deine Tätigkeit als Social Media-Verantwortlicher mitnehmen?
Michael Klöpper: Ich bin immer ein großer Fan der organischen Reichweite gewesen, weil das bei mir ganz gut funktioniert hat. Guter und ‚viralfähiger‘ Content war zudem nie ein Problem. Advertising spielte dagegen nur eine kleine Rolle. In dieser Hinsicht hat die Konferenz jetzt bei mir einen Umdenkprozess beschleunigt.
Darüber hinaus war es ganz gut, digitale Visionen aus einer globaleren Perspektive zu hören. Das schärft den Blick auf das große Ganze und hilft bei der Entwicklung von Ideen, die Social Media nur als einen Teil verstehen. So lässt sich ein Gespür dafür entwickeln, wo die Reise hingehen kann.
Hat Dich eine Keynote oder Session besonders überrascht oder beeindruckt?
Michael Klöpper: Ja, Larry Kim hat eine hervorragende Session zum Thema Facebook Ads gehalten. Zum einen war die recht kurzweilig, zum anderen war seine Begeisterung für die Sache echt. Aber was noch viel interessanter war: Er zeigte, wie er mit einem 49 Dollar-Budget für eine Eigenvermarktungs-Anzeige einen unfassbaren Reichweitenerfolg provoziert hat, den er fast selbst nicht fassen konnte. Und das ausschließlich mit Hilfe von Influencer-Targeting.
Schlussendlich brachte es Larry Kim bis zu einem nationalen Fernsehauftritt. Das mag nicht besonders neu sein, aber ich würde sagen, es war ein hervorragendes Beispiel.
Rand Fishkin fand ich spannend, auch wenn er sich auf Suchmaschinen-Algorithmen bezog. Er verdeutlichte anschaulich, wie wichtig die Kombination der Content-Optimierung einerseits für die technische Seite, aber vor allem für die menschliche Komponente ist.
Einer der Keynote Speaker war Guy Kawasaki – hattest Du Gelegenheit daran teilzunehmen?
Michael Klöpper: Ja, Guy übernahm gleich die Auftakt-Keynote – ich fand seine unaufgeregte Art recht angenehm, man kann ihm sehr gut zuhören. Wirklich Tiefgründiges nahm ich für mich nicht mit. Er philosophierte über Profilfotos und deren Aussagekraft oder Wiedererkennungswerte für das erfolgreiche Self-Marketing.
Guy Kawasaki PUBCON Keynote Takeaway (YouTube Video)
Sehr sympathisch: Obwohl er als Top-Influencer gilt, gibt er zu, dass man zwar vielen Fachleuten zuhören kann – aber am Ende kein Weg am Ausprobieren vorbeiführt. Das könnte von mir stammen.
Hahaha, oder von mir :) Wie schätzen die Experten auf der PubCon die Zukunft der Suchmaschinen / des Web ein? Wandert alles ins Social Web?
Michael Klöpper: Die Visionen sehen eher so aus, dass sich das nach und nach alles vereinheitlicht. Das Social Web mit menschlich getriebenen Impulsen, die so für die Maschinen lesbar werden, ist ja nur ein Element. Die Datengewinnung – „Data is the new oil!“ – ist die andere Seite. Wir denken da heute noch oft zu kurz und zu spezifisch: Änderung im Facebook-Algorithmus hier, Social Signal-Beeinflussung von Suchergebnisseiten da – es bewegt sich insgesamt auf eine künstliche Intelligenz zu, die aus dem globalen Wissen, dem Wissen über uns und unserem Verhalten heraus kombinieren kann.
Gary Illyes von Google sagte zum Beispiel sinngemäß: Wer hätte vor wenigen Jahren geglaubt, dass man mit einer Maschine reden und so eine Suche beauftragen kann? Heute ist das längst auf den meisten Smartphones Alltag. Vielleicht sind manche Ideen auch ein wenig spooky, aber aufhalten lassen sie sich nicht.
Wurde die Ankündigung ‚Pubcon truly starts where other social media and digital marketing conferences end‘ erfüllt?
Michael Klöpper: Klappern mit der Superlative gehört in den USA einfach zum grundsätzlichen Handwerk. Unter dem Strich empfand ich die Veranstaltung – rein vom vermittelten Inhalt her gesehen – eher als durchschnittlich. Es waren durchaus Perlen dabei, aber manche Sessions hatten auch tiefstes Einsteiger-Niveau, ohne arrogant klingen zu wollen.
Dass die Pubcon vor 15 Jahren aus der SEO- und Webmasterszene heraus entstand, zeigt sich heute noch an dem dominanten Thema SEO. Für mich waren hingegen die Social Media-Inhalte besonders relevant. Mir gefällt der Ansatz, alle thematische Blickwinkel des digitalen Marketings auf einer Veranstaltung zusammenzufassen – die Bereiche gehen schließlich auch in der Praxis ineinander über und sind teilweise aufeinander angewiesen. Dann werden die Vorträge jedoch in neun parallelen „Tracks“ angeboten, und so entschied ich mich dann doch vorwiegend für Angebote in meinem Fokusthema.
Wer sollte den Event auf die ToDo-Liste für 2016 setzen, und wenn ja: Hast Du einen guten Tipp für Teilnehmende?
Michael Klöpper: Es lohnt sich nicht unbedingt für Social Media-Verantwortliche. Da liegt nach meinen Erlebnissen keine Kernkompetenz der Veranstaltung. Für die anderen Sessions und insbesondere SEO kann nicht sprechen. Und natürlich kommt es immer auf den eigenen Wissenstand und die Sprecher an; bei letzteren kann man Glück oder Pech haben.
Mein Tipp ist, unbedingt einen Tag ‚Eingewöhnung‘ aufgrund der neunstündigen Zeitverschiebung einzuplanen, wenn möglich. In meinem Fall war der erste Tag ein fürchterlicher Kampf mit der Müdigkeit. Und entsprechend schwer fällt die Konzentration, wenn einem die biologische Uhr sagt, dass es eigentlich mitten in der Nacht ist.
Herzlichen Dank für Deinen persönlichen Rückblick auf die Pubcon 2015 in Las Vegas, Michael!
Doris Schuppe :: Dieser Beitrag Viva las Vegas, lohnt sich das? erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Fotos: Illustration von DoSchu / DoSchu.Com mit Logo von Pubcon sowie Fotos von der Pubcon von und mit Michael Klöpper :: Hinweis: Es bestehen keine geschäftlichen Verbindungen zur Verlagsgruppe Ebner oder Pubcon.
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