Auf der re:publica dieses Jahr fiel sie mir auf: Ilse Mohr. Durch ihre Beiträge zu unserer Aktion #rpStory13. „Silvernerd“ heisst ihr Blog. Silvernerd?! Ja genau, jetzt gibt’s Content (nicht nur) für die Zielgruppe 50plus.
In ihrem Blog definiert Ilse Mohr „Silvernerds“ augenzwinkernd als „durchgeknallte ü50er, die plötzlich anfangen zu twittern und zu bloggen und aufhören, ihre Haare zu färben. Sie fühlen sich zu jung, um den Anschluss an die Welt zu verlieren, und tauschen Rezepte für Grießklößchen gegen Infos über dieses Internet.“ Eben dieses Neuland. Ich freue mich sehr, dass Ilse mir auf meine neugierigen Fragen geantwortet hat.
Über die Blogserie Neuland-Lounge
Für die einen ist es „Neuland“, für andere bereits eine vertraute Heimat: Internet und inzwischen Social Media-Plattformen wie Facebook und Xing. Kindern erklärte bereits 1999 die Sendung mit der Maus im WDR-Fernsehen, wie das Internet funktioniert. In dieser Serie stellen Interviewpartner ihre Reise nach Digitalien und durch Digitalistan unter persönlichem Blickwinkel vor.
Kurzporträt Ilse Mohr
#Journalistin #neugierig #Silvernerd
Ilse Mohr (ü50) ist mit ihrem Übersetzerstudium nicht recht glücklich geworden, wohl aber als Absolventin des Aufbaustudiengangs Journalistik an der Uni Mainz. Nach einer Lokalredakteurszeit in Wiesbaden folgten wechselnde journalistische Tätigkeiten und lange Jahre als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Online-Redakteurin und Ausbildungsredakteurin in Bonn. Das 2010 von ihr gegründete Büro für Textqualität bietet Qualifizierungsangebote für Mitarbeiter in Unternehmen, Behörden und Organisationen, Redaktionsmanagement für Publikationen, individuelles Textcoaching.
Ilse Mohr / Silvernerd-Blog / Twitter / Facebook
Hallo Ilse, seit welchem Jahr bist Du online? Wie kam es dazu, was waren die Anfänge?
Ilse Mohr: Ich war der klassische Silversurfer einer überrumpelten Generation, die Anfang der 90er Jahre am Arbeitsplatz die ersten Computer vor die Nase gesetzt bekam. Ich quälte mich durch Microsoft-Softwareschulungen und hatte keine Zeit für Experimente. Das änderte sich auch nicht, als mir 1999 ein veritabler Onkel aus Amerika einen eigenen Rechner schenkte – komplett mit Schreibtisch und Bürostuhl.
Ich war vollauf damit beschäftigt, mich mit der neuen Technologie vertraut zu machen. Die Onlinenutzung beschränkte sich auf die Erleichterung des privaten und beruflichen Alltags. Also beispielsweise darauf, Fax und Post durch E-Mail zu ersetzen, die Schreibmaschine gegen Word für Windows zu tauschen und das Fotolabor im Keller der Digitafotografie zu opfern. Kann man das „online“ nennen?
Hm, eher so Digitalien! wann wurde es dann vernetzter?
Ilse Mohr: Rückblickend frage ich mich oft, wieso das Mitmachnetz an mir vorbeigegangen ist. Vielleicht gehöre ich zu einer Art Zwischengeneration. Die ersten großen sozialen Netzwerke entstanden nach der Jahrtausendwende; also zu einer Zeit, als erwachsen gewordene Kinder das Haus verließen und die rückständigen Eltern mit ihrer jugendlichen Experimentierfreude nicht mehr anstecken konnten. Und zunächst habe ich auch nichts vermisst.
„Erst 2011, als meine Tochter ihr eigenes Blog Mohrenpost startete und ich ratlos vor ihrem Twitter-follow-Button saß, ist mir der digitale Graben bewusst geworden.“
Erst 2011, als meine Tochter ihr eigenes Blog Mohrenpost startete und ich ratlos vor ihrem Twitter-follow-Button saß, ist mir der digitale Graben bewusst geworden. Das Internet als ein Kultur- und Lebensraum war für mich Neuland. Von dieser Lebenswirklichkeit wollte ich nicht länger ausgeschlossen sein. Das schwergewichtige Buch Universalcode – Journalismus im digitalen Zeitalter, das ich in der Folge zu Weihnachten geschenkt bekam, half mir auf die Sprünge und öffnete mir die Augen für meinen Nachholbedarf auch in meinem Beruf als Journalistin.
Dann legte ich los: Großzügig habe ich Accounts in sozialen Netzwerken angelegt und Tools ausprobiert. Ich bin tausenden von Links in Netzwerken und Blogs gefolgt und habe so jeden Tag dazugelernt. Ich habe auch professionelle Unterstützung in Anspruch genommen, Fortbildungen besucht und schließlich eigene Blogs gestartet.
Also so richtig durchgestartet! Was bedeutet inzwischen für Dich als „Silvernerd“ digitales Leben und Arbeiten konkret?
Ilse Mohr: Ich bin jetzt immer online. Ich habe Informationsbeschaffung und Weiterbildung, Austausch und Vernetzung zu einem Großteil ins Internet verlagert. Vor allen Dingen aber bin ich nicht mehr bloß silversurfend als Besucher und Nutznießer im Netz unterwegs. Als Silvernerd möchte ich eine eigene digitale Persönlichkeit entwickeln, das Neuland aktiv erobern, besiedeln und mitgestalten.
„Als Silvernerd möchte ich eine eigene digitale Persönlichkeit entwickeln, das Neuland aktiv erobern, besiedeln und mitgestalten.“
Und was begeistert Dich dabei am meisten an Internet, Social Media, Mobile Web?
Ilse Mohr: Mich hat die Leichtigkeit der virtuellen Kommunikation verblüfft. Es ist so unkompliziert, mit fremden Menschen Kontakt aufzunehmen, Verbindungen zu knüpfen und sogar neue Freunde zu gewinnen. Online ist meine Welt größer und bunter geworden. In privater und beruflicher Hinsicht. Ich erlebe das Internet als einen vergrößerten Lebensraum, in dem ich genauso selbstverständlich lebe wie in der realen Welt.
Ich finde es außerdem großartig, dass ich online auch die Mutter-Tochter-Beziehung auf eine neue Art und Weise pflegen kann. Meine Tochter lebt in der Ferne, aber über soziale Netzwerke sind wir fast täglich in Kontakt. Ohne nervige Telefonate nehmen wir unkompliziert am Leben des anderen teil.
Kannst Du ein Gerät benennen, dass Deine Art zu arbeiten am meisten verändert, verbessert oder gar revolutioniert hat?
Ilse Mohr: Mein erstes Smartphone war eine Offenbarung. Das Büro und den Rest der Welt in der Hosentasche, das hat was. Meine heftigst genutzte App ist Twitter. Das Sammelsurium an aktuellen Nachrichten und nützlichen Links, an Diskussion und Blödelei, an schöngeistiger „Twitteratur“ und anregenden Bildern ist in seiner Kürze genau das Richtige für mich. Ich schließe hier neue Bekanntschaften und lerne jeden Tag etwas dazu.
Welches besondere Erlebnis fällt Dir zur Web-Nutzung ein?
Ilse Mohr: Ich war sehr aufgeregt, als ich Ende Januar in diesem Jahr meinen Silvernerd-Blog gestartet habe. Liest das überhaupt jemand? Wie fällt die Resonanz aus? Ich war erstaunt, dass das Internet auch einem Einsteiger zuhört und sogar antwortet. Für mich war es etwas ganz Besonderes, dass bereits wenige Wochen später Sascha Lobo einen warmherzigen Kommentar unter einen meiner Blogeinträge geschrieben hat.
„Schnappt Euch Eure Kinder, Enkel, Neffen und Nichten und fragt sie Löcher in den Bauch. Lasst Euch helfen und macht dann Euer eigenes Ding im Netz.“
Wow, wenn das keine wunderbare Motivation für Menschen ist, die das Medium Online erst jetzt entdecken. Was gibst Du ihnen noch mit auf die Reise durch Digitalien?
Ilse Mohr: Den Nachzüglern unter den Online-Entdeckern kann ich nur zurufen: Seid neugierig und experimentierfreudig. Schnappt Euch Eure Kinder, Enkel, Neffen und Nichten und fragt sie Löcher in den Bauch. Lasst Euch helfen und macht dann Euer eigenes Ding im Netz.
Herzlichen Dank für Deine persönliche Online-Story, und ich wünsche Dir weiter viele interessierte Blogleser!
Hier gibt es weitere Beiträge der Blogserie Neuland Lounge.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Neuland Lounge – mit Ilse Mohr erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Illustration DoSchu
Hallo Ilse,ich finde es toll wie Du Dich durch das Internet geforstet hast.Seit 2 Jahren bin ich ,Jahrgang1941, auch dabei und von den vielen Moeglichkeiten , die sich mir durch das Intenet eroeffnen, begeistert
Es gibt immer neue Impulse und Anknüpfungspunkte durch das Internet. Über soziale Netzwerke findet man sehr schnell Gleichgesinnte… Bin zur Zeit in Asien und teste eine WG. Der Kontakt kam auch über das Internet zustande. http://aloisbrinkmann24.wordpress.com/