Gratuliere zum 20-jährigen Online-Jubiläum, lieber Ragnar Heil! Mit der Immatrikulation begann seine digitale Reise mit Umzug in den Cyberspace. Was er in Digitalien erlebt und lernt, erzählt er in der Neuland Lounge.
Mit Ragnar kam ich zum Thema Wissensmanagement und Suchen im digitalen Datenbestand von Unternehmen ins Gespräch. Wir lernten uns vor einigen Jahren beim Social Media Club München kennen. Beruflich arbeiten wir zwar nicht an gemeinsamen Projekten, pflegen aber einen regen Austausch über Plattformen oder Tools für Social Media und mobiles Web.
Über die Blogserie Neuland-Lounge
Für die einen ist es „Neuland“, für andere bereits eine vertraute Heimat: Internet und inzwischen Social Media-Plattformen wie Facebook und Xing. Kindern erklärte bereits 1999 die Sendung mit der Maus im WDR-Fernsehen, wie das Internet funktioniert. In dieser Serie stellen Interviewpartner ihre Reise nach Digitalien und durch Digitalistan unter persönlichem Blickwinkel vor.
Kurzportrait Ragnar Heil
#Spanien #Microsoft #Soziologie
Ragnar Heil (40) arbeitet als Senior Consultant bei Microsoft Services in Deutschland mit Schwerpunkt auf infrastrukturelle Optimierungen von Business Produktivitätslösungen (vor allem SharePoint). Mitglied des Social Media Councils von Microsoft Deutschland und Senatsmitglied im Berufsverband Deutscher Soziolog*innen. Er wohnt mit seiner Familie in Nordhessen und reist unter der Woche fast täglich zu seinen bundesweiten Kunden.
Ragnar Heil Blog / Twitter / Facebook
Ragnar, seit welchem Jahr bist Du online? Wie kam es dazu, was waren die Anfänge?
Ragnar Heil: Obwohl ich mir meinen ersten Commodore 64 in 1982 teuer erspart habe, muss ich gestehen, dass ich die Akustikkoppler-Szenarien komplett übersprungen habe. Es gab keine Nächte in öffentlichen Telefonzellen, um die elterlichen Telefonrechnungen zu schonen.
Erste, aber dazu umso intensivere Berührungen mit dem Web gab es erst in 1994, als ich an die Uni Heidelberg gegangen bin. Dann hat es mich voll und ganz gepackt und es stand schnell fest: in diesem Neuland (früher nannten wir es, so wie die Kriminalisten heute, Cyberspace) möchte ich später arbeiten und mein Hobby zum Beruf machen!
Die vorlesungsfreien Nachmittage verbrachte ich im Rechenzentrum, wurde oftmals vom Putzpersonal rausgekehrt, was meiner Faszination für IRC (Internet Relay Chat), Gopher, Newsgroups, eMails über Telnet lesen und Browsen mit Mosaic ohne Bilderansicht (damals waren sogar Rechenzentren langsam) keinen Abbruch tat.
„Es stand schnell fest: in diesem Neuland (früher nannten wir es, so wie die Kriminalisten heute, Cyberspace) möchte ich später arbeiten und mein Hobby zum Beruf machen!“
Bei den nächtelangen Einwahlen übers Modem hast Du aber was verpasst ;) Was begeistert Dich am meisten an Internet, Social Media, Mobile Web?
Ragnar Heil: Menschen! Ich bin immer noch begeistert, wenn ich Menschen treffe, mit denselben schrulligen Interessen wie ich und die ähnlich ticken. Darüber hinaus nutze ich das Internet extrem intensiv zum Lernen, vor allem von Menschen mit anderen Hintergründen, Sozialisierungen und Interessen. Ich umgebe mich gerne mit Leuten, die mehr wissen und können als ich.
Da ich extrem viel beruflich reise, nutze ich das mobile Social Web sehr gerne auf Reisen. Es unterhält mich, bildet mich weiter, korrigiert mich, verbindet mich mit meinen Bekannten und Freunden, lässt mich nachdenken, lachen und mitfühlen.
Du hast soeben erraten, warum ich das Thema Neuland mit Menschen und ihren Online-Erfahrungen fülle! Welchen Rat gibst Du neuen Online-Entdeckern mit auf die Reise durch Digitalien?
Ragnar Heil: Begeisterungsfähigkeit, Neugierde und Ausdauer sind sehr wichtige Eigenschaften. Menschen, die ständig die Online-Welt unter dem Filter „das gab es doch schon!“ oder „was bringt das überhaupt?“ anschauen und nicht spielerisch mal Neues ausprobieren, werden wenig entdecken können. Vor allem bei Anti-Social-Media-Nutzern kann man sehr gut beobachten, wie wenig diese Eigenschaften vorhanden sind.
„Die Faszination Twitter kann halt nicht nachempfinden, wer nur einen dreiminütigem Bericht im Fernsehen gesehen hat.“
Die Faszination Twitter kann halt nicht nachempfinden, wer nur einen dreiminütigem Bericht im Fernsehen gesehen hat. Ich nutze von meinen über 50 Web Diensten, bei denen ich angemeldet bin, auch nur fünf regelmäßig. Die Offenheit und Freude am Neuen hilft mir vor allem beruflich weiter, da es ein großer Erfahrungsschatz in sich birgt.
Empfiehlst Du eine “ultimative” Smartphone-App oder ein unbedingt zu abonnierendes Blog?
Ragnar Heil: Beruflich lese ich überwiegend Blogs zum Thema SharePoint, habe sie im Feedly-Reeder und lasse sogar den passenden Hashtag standardmäßig ins Tweetdeck reinlaufen. Sonst lese ich neben den großen internatlen Tech-Blogs wie the Verve, TechCrunch und Mashable, Blogs von Menschen, die ich kenne und mag und freue mich, auch Themen außerhalb meiner „Filterblase“ zu lesen. Ich bin bei den Iron Bloggern München aktiv und schaue dort jeden Montagmorgen in die Wochenzusammenfassung, die sehr vielseitig und spannend sind.
Ich installiere mir mit Leidenschaft täglich neue Apps auf den drei großen Betriebssystemen iOS, Android und WindowsPhone, nutze aber überwiegend die „Klassiker“: Twitter, Facebook, Instagram, Google+, Vine, BING, HRS, Foursquare, Yelp/Qype, Whatsapp, Amazon, OneNote & MS Office, Yammer, Spotify, Skydrive, Evernote, Deutsche Bahn, Google Maps, Nokia Drive, Skype & Lync, YouTube, Spiegel Online.
Welches Gerät hat Deine Art zu arbeiten am meisten verändert, verbessert oder gar revolutioniert?
Ragnar Heil: Ganz klar das Smartphone mit 3G Internet-Zugang! Auf vieles andere könnte ich verzichten, vor allem auf Drucker. Auch das Tablet muss nicht mein täglicher Begleiter sein. Für den produktiven Einsatz nutze ich zur Zeit ein Dell XPS 12 mit Windows 8.1, das mich wählen lässt zwischen einen sehr leichten Ultrabook mit vollständiger Tastatur und einem Tablet-Modus. Dieses Gerät begleitet mich gute 10-12 Stunden durch jeden Arbeitstag.
Dedizierte Tablets trage ich selten mit mir herum, ich teste gerne die Funktionalitäten der nicht Windows-Systeme wie Android und iOS. Ein 7-Zoll-Tablet wie Amazon Kindle nutze ich nur, um eBooks zu lesen und genieße das spiegelungsfreie Display und lange Akkudauer. Beim Nexus 7 interessiert mich vor allem die Weiterentwicklung der Google Dienst wie Google Now.
Das 10-Zoll-iPad hat stark an Faszination verloren, meine Kids nutzen es dennoch gerne auf langen Autofahrten zum Musik hören, malen oder Minecraft spielen. Obwohl es ein fantastisches App-Angebot bietet, nutze ich für produktive Zweck mein Ultrabook, welches fast ähnlicher Größe und Gewicht vorweist.
Welches besondere Erlebnis fällt Dir zur Web-Nutzung ein?
Ragnar Heil: Besonders in Erinnerung ist mir das erste XING-Gruppentreffen im Real Life. Es war Anfang der 2000er Jahre, OpenBC hieß die Plattform damals. Wir trafen uns mit der Gruppe „Erreichen Sie Ihre Ziele!“ einen Tag in Frankfurt und mir fiel zum ersten Mal auf, dass folgendes mit Online-Communities anders ist: Man überspringt die ersten typischen drei Kennenlern-Treffen.
„Mir fiel zum ersten Mal auf, dass folgendes mit Online-Communities anders ist: Man überspringt die ersten typischen drei Kennenlern-Treffen.“
Man muss sich nicht vorstellen, präsentieren, wer man ist, was man macht, kann und mag. Das Gespräch beginnt sofort, keine Frösteleien und Berührungsängste. Viele Bekanntschaften halten bis heute, aber das ist man vor allem durch Social Media-Nutzung ja gewohnt: Viele Menschen begleiten einen länger durchs Leben als früher im Offline.
Das kann ich nur bestätigen. Vielen Dank für Deine Zeitreise durchs digitale Neuland, lieber Ragnar!
Hier gibt es weitere Beiträge der Blogserie Neuland Lounge.
Doris Schuppe • Dieser Beitrag Neuland-Lounge – mit Ragnar Heil erschien zuerst im Blog DoSchu.Com
Illustration DoSchu
Na, da guckt man mal und erfährt noch so einiges über den Ragnar, was man nicht wusste. :)